Kinetik der durch herzferne ischämische Präkonditionierung induzierten humoralen kardioprotektiven Faktoren : Transfer von humanem Plasmadialysat auf ein isoliert perfundiertes Mausherz nach Langendorff
Die ferne ischämische (Prä-)Konditionierung (RI(P)C), kurze Zyklen von Ischämie/ Reperfusion an einer Extremität, ist eine nichtinvasive Methode um das Herz vor einem Ischämie-/ Reperfusionsschaden (IRS) zu schützen. Die Kardioprotektion durch RIC konnte in allen bisher untersuchten Spezies, auch dem Menschen, nachgewiesen werden. RIC verringert sowohl bei Patienten, die einer elektiven Revaskularisation unterzogen werden, als auch bei Patienten mit akutem Myokardinfarkt den myokardialen IRS und verbessert die langfristige Prognose. Sowohl eine humorale als auch eine neuronale Übermittlung des kardioprotektiven Signals zum Herzen wird diskutiert; eine Kombination ist wahrscheinlich. Obwohl diverse Faktoren beschrieben wurden, bleibt die Identität des/ der für die Übermittlung verantwortlichen Faktors/ Faktoren sowie die dadurch angestoßenen Signalwege unklar.
Ziel dieser Arbeit war es, die Kinetik des/ der durch RIPC freigesetzten humoralen Faktors/ Faktoren und die Aktivierung verschiedener Signalproteine im Mausherzen zu untersuchen, um sich so der Identität des Faktors/ der Faktoren zu nähern.
Zwanzig gesunde Probanden wurden einem RIPC-Manöver (3 x 5/ 5 min Ischämie/ Reperfusion) unterzogen. Die Ischämie wurde durch Aufblasen einer Blutdruckmanschette auf 200 mmHg am rechten Oberarm induziert. Den Probanden wurde sowohl vor als auch 5 min, 30 min, 1 h, 6 h und täglich bis zu 7 d danach Blut entnommen. Dessen Plasma wurde an einer 12-14 kDa Membran gegen Krebs-Henseleit-Puffer (KHP) dialysiert. Isoliert perfundierte Mausherzen nach Langendorff wurden für 15 min mit Dialysat, für 5 min mit KHP perfundiert und einer 20 min Ischämie mit 2 h Reperfusion unterzogen.
Das Plasmadialysat, entnommen bis zu 6 d nach RIPC, reduzierte die Infarktgröße im Mittel um 42 % (versus vor RIPC). Diese Reduktion war mit einer Aktivierung von STAT 3 im Mausherzen assoziiert. Durch Blockade von STAT 3 mittels Stattic kam es zur Aufhebung der Kardioprotektion und zur gesteigerten Phosphorylierung von ERK 1/2.
Aus den Ergebnissen folgt, dass (1) der/ die humorale/ n Faktor/ en kleiner als 12-14 kDa ist/ sind, (2) über 6 Tage im Blut zirkuliert/ zirkulieren und (3) im Mausherzen zu einer Aktivierung von STAT3 führt/ führen, die (4) kausal an der Kardioprotektion beteiligt ist. Die Aktivierung von STAT 3 deutet auf Mitglieder der Cytokin- und/ oder Wachstumshormonfamilie als mögliche zirkulierende protektive Faktoren hin, da beide klassischerweise den STAT 3- und STAT 5-Signalweg aktivieren.