Prosodie, nonverbale Signale, Unsicherheit und Kontext : Studien zur pragmatischen Fokusinterpretation

Ausgangspunkt dieser Arbeit ist es, zu untersuchen, welche Rolle die Prosodie und der Kontext für die Interpretation von pragmatischem Fokus spielen. Zu diesem Zweck führen wir eine Reihe von Interpretationsexperimenten durch. Die Ergebnisse zeigen, dass die Akzentuierung für die pragmatische Fokusinterpretation eine geringere Rolle spielt als in semantisch-pragmatischen Theorien zumindest implizit oft angenommen wird. Des Weiteren lässt sich ein verhältnismäßig schwacher Effekt prosodischer Indikatoren von (Un)Sicherheit auf die (Nicht-)Exhaustivität von Antworten beobachten. Hingegen liefern unsere Daten Evidenz für einen Einfluss des sprachlichen Kontextes, d.h. des Mikro- und des Makro-Kontextes, auf die pragmatische Fokusinterpretation. Ferner geht aus unseren Untersuchungen hervor, dass die Präferenz im Bereich der Syntax eine den prosodischen Fokusmerkmalen entsprechende Interpretation blockieren kann. Basierend auf den Ergebnissen der Studien zur pragmatischen Fokusinterpretation entwickeln wir ein eigenes Sprachverarbeitungsmodell, innerhalb dessen wir die Ergebnisse unserer Untersuchungen erklären können. Dieses Modell ist an das Sprachproduktionsmodell von Levelt (1989) angelehnt und stellt die Akzentuierung, die prosodischen Indikatoren von Unsicherheit und den Kontext für die pragmatische Fokusinterpretation in einen funktionalen Zusammenhang. Da die Daten der Interpretationsstudien nur eine schwache Evidenz für einen Effekt der Prosodie auf die Fokusinterpretation liefern, erachten wir es als notwendig, die Sprachproduktionsseite ebenfalls mit einzubeziehen. Im Rahmen einer Produktionsstudie wird entsprechend untersucht, welche prosodischen Merkmale Sprecher verwenden, wenn sie pragmatischen Fokus produzieren, und ob sich nonverbale Signale beobachten lassen, die das akustische Sprachsignal begleiten. Die Resultate zeigen tendenziell, dass beim Signalisieren von Unsicherheit bezüglich der Fokusäußerung das akustische und das visuelle Signal koexpressiv sind.
The starting point of this thesis is to investigate which roles prosody and context play for pragmatic focus interpretation. For this purpose, we conduct a series of interpretation studies. The results show that the role of accentuation is less evident for pragmatic focus interpretation than often assumed at least implicitly in semantic-pragmatic theories. Also, the effect of prosodic indicators of (un)certainty on (non)exhaustivity of answers is relatively weak. However, our data provide evidence that the linguistic context, i.e. the micro context and the macro context, influence pragmatic focus interpretation. Furthermore, our results show that the preference for canonical word order can block a focus interpretation which is consistent with prosodic cues of focus. Based on the results of our interpretation studies, we derive a model which explains the role of accentuation, prosodic indicators of uncertainty and context for pragmatic focus interpretation. Our model is assumed to be part of a complete language processing model and is inspired by the Levelt model (Levelt, 1989). Since the data of our interpretation studies show only weak evidence for a prosodic influence on focus interpretation, we deem it necessary to investigate the speech production side as well. The goal of our production study is to test which prosodic cues speakers use when they mark pragmatic focus. Also, the question arises whether nonverbal signals occur that accompany the acoustic signal. The results show a tendency for coexpressivity between the acoustic and the visual signal when speakers signal uncertainty with respect to the focus utterance.

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