Einfluss von Suggestion auf die psychophysiologische Entspannungsreaktion während Akupunktur bei Gesunden

In der randomisierten, kontrollierten, klinisch-experimentellen Grundlagen­untersuchung wurde der Einfluss verbaler Entspannungssuggestion auf die psycho­vegetative Wirkung einer Aku­punkturbehandlung untersucht. Hierzu wurde die Modulation der psychophysiologischen Aktivie­rung in vier verschiedenen Gruppen à 12 gesunden Versuchspersonen gemessen. In Gruppe A wurde an den Extrapunkten „Sishencong“ akupunktiert, in Gruppe B erfolgte ausschließlich eine verbale Entspannungssuggestion, in Gruppe C die Akupunktur plus zusätzlicher Suggestion, und in Gruppe D durften die Probanden eine vergleichbare Zeit ohne weitere Intervention ruhen. Als Parameter der psychophysiologischen Aktivierung wur­den der arterielle Blutdruck, die Herzfrequenz und die Atemfrequenz gemessen sowie die elektro­dermale Aktivität (EDA) als Indikator der sympathoadrenergen Aktivierung. Diese Parameter wurden vor, während und nach der Akupunkturbehandlung und/ oder der Suggestion unter­sucht. Zur Abbildung der introspektiven Dimension wurden die Befindlich­keit der Probanden durch Fragebogeninventarien, im Speziellen der Eigenschaftswörterliste und einem Kurzinterview zur Entspannungsfähigkeit vor und nach der Behandlung ermittelt. Im Rah­men einer multifaktoriellen Varianzanalyse wurden schließlich die Effekte von Akupunktur und Suggestion sowie deren Interaktionseffekt auf die psycho­physiologischen Parameter ermittelt. In allen vier Gruppen zeigte sich eine Entspannungsreaktion im Sinne einer signifikanten Deaktivierung der psychophysiologischen Parameter im Verlauf des Experimentes, die sich zwischen den Gruppen nicht signifikant unterschied. Im Vergleich zu den nicht-akupunktierten Probanden führte die Akupunktur darüber hinaus zu einem signifikanten initialen Anstieg der elektrodermalen Parameter während des Einstechens der Nadeln, welcher von einem signifikanten Abfall unter die Grundlinie gefolgt wurde. Die Kombination von Akupunktur und Suggestion zeigte keinen Interaktionseffekt. In der Kontrollgruppe war wie in allen anderen Gruppen eine ähnliche Entspannungsreaktion zu beobachten. In den vorliegenden Daten hatte die durchgeführte Entspannungssuggestion keinen Einfluss auf die psychophysiologische Reaktion unter Akupunktur. Die Veränderungen der EDA in den Akupunkturgruppen lassen sich im Rahmen eines erhöhten Symphathikotonus während des Einstechens der Nadeln, gefolgt von einer poststimulativen Symphathikolyse, erklären. Diese Beobachtung passt zu den Ergebnissen vorheriger Studien und könnte die Beobachtung erklären, dass Patienten sich nach Akupunktur häufig etwas müde fühlen. Aufgrund der guten spontanen Entspannungsfähigkeit der hier untersuchten gesunden Probanden lässt sich nicht entscheiden, ob die Entspannungsreaktion von den Nadelreizen an sich oder durch den Effekt des Ruhens während der Sitzung bedingt war.

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