Eine Methodik zur Kopplung räumlich verteilter realer und virtueller Prototypen

Die zunehmende Vernetzung domänenübergreifender mechatronischer Systeme führt zu einer verstärkten Interaktion der einzelnen Systemkomponenten, die es im gesamten Entwicklungsprozess zu berücksichtigen gilt. In der Entwurfsphase wird dies durch die Co-Simulation von Simulationsmodellen der einzelnen Komponenten erreicht. In der Verifikations- und Validierungsphase dagegen, in der erste Komponenten bereits physisch vorliegen und die Interaktion des Gesamtsystems durch Kopplungen realer und virtueller Prototypen (RVP) dargestellt ist, werden diese Simulationsmodelle selten wiederverwendet. Ein Grund dafür ist, dass bei der Datenübertragung zwischen den Prototypen, die räumlich verteilt vorliegen können, zwangsläufig Netzwerkeffekte wie Latenzzeiten auftreten, die das Systemverhalten von RVPen in unbekannter und meist nachteiliger Weise beeinflussen.

In dieser Arbeit wird eine Kopplungsmethodik vorgestellt, welche den negativen Einfluss dieser Netzwerkeffekte auf das Systemverhalten von RVPen kompensiert. Die Kopplungsmethodik ist allgemein anwendbar und setzt kein Systemwissen über die gekoppelten Prototypen voraus. Daher ist sie besonders für den Einsatz in der Industrie geeignet, da dort zum Schutze des geistigen Eigentums Prototypen häufig nur als Black-Box vorliegen. Zunächst wird eine neue Klasse generischer Kopplungsalgorithmen entwickelt, die sich aus einem neuartigen Verfahren zur Extrapolation im Fehlerraum ergeben. Es wird gezeigt, dass diese Kopplungsalgorithmen in vorwärts gerichtete neuronale Netze mit identischem Eingangs-Ausgangs-Verhalten überführbar sind. Dadurch werden die Kopplungsalgorithmen zum einen um die Eigenschaft der Lernfähigkeit erweitert und zum anderen wird im Vergleich mit ausgewählten Algorithmen aus der Literatur eine verbesserte Latenzzeitkompensation nichtlinearer Koppelsignale erreicht. Weiterhin wird eine allgemeine Analyse des Kopplungsprozess von RVPen im Frequenzbereich durchgeführt, die sowohl zur Bestimmung des Einflusses von Netzwerkeffekten und Kopplungsalgorithmen auf das Systemverhalten von RVPen als auch für eine optimale Auslegung von Kopplungsalgorithmen verwendet wird. Außerdem hilft die Frequenzbereichsanalyse dabei Gültigkeitsbereiche für Kopplungsalgorithmen abzuleiten, welche zur Parametrierung ebenfalls in dieser Arbeit entwickelter Methoden zur Überwachung von Kopplungsalgorithmen dienen. Das Potenzial der entwickelten Kopplungsmethodik zur Kompensation des negativen Einflusses der Netzwerkeffekte wird unter realen Bedingungen anhand eines in der Industrie produktiv genutzten RVPs eines Hybridfahrzeugs demonstriert. Dabei zeigt sich, dass besonders die im Frequenzbereich optimal ausgelegten und anschließend trainierten Kopplungsalgorithmen den durch die Netzwerkeffekte entstehenden Kopplungsfehler verringern und somit das Systemverhalten des RVPs verbessern.

The ever-increasing connection of cross-domain mechatronic systems leads to increased interaction between the individual system components, which must be considered throughout the entire development process. In the design phase, this is achieved by co-simulation simulation models of the components. However, in the verification and validation phase, in which the first components are already physically available, and the interaction of the overall system is therefore represented by couplings of mixed real-virtual prototypes (RVP), these simulation models are rarely reused. One reason for this is that during data transmission between the prototypes, which can be spatially distributed, network effects such as latencies inevitably occur which influence the system behavior of RVPs in an unknown and usually unfavorable manner.

This thesis introduces a coupling methodology to compensate for the influence of the network effects on the system behavior of RVPs. The methodology is generally applicable and does not require any system knowledge about the coupled prototypes, which is why it is particularly suitable for use in industry, where prototypes are often only available as black boxes to protect intellectual property. First, a new class of generic coupling algorithms is developed, which results from a newly proposed method for extrapolation in error space. It is shown that these coupling algorithms can be converted into feedforward neural networks with identical input-output behavior. Thus, the ability to learn online is added and, in comparison with selected algorithms from the literature, an improved latency compensation of strongly nonlinear coupling signals is achieved. Furthermore, a general analysis of the coupling process of RVPs is carried out in the frequency domain, which is used to determine the influence of network effects and coupling algorithms on the system behavior of RVPs as well as for an optimal design of coupling algorithms. In addition, the frequency domain analysis is used to derive validity areas for coupling algorithms, which are used to parameterize monitoring methods for coupling algorithms developed in this thesis. The potential of the coupling methodology to compensate for the negative influence of the network effects is demonstrated under real conditions using an RVP of a hybrid vehicle that is productively used in industry. It is shown that coupling algorithms optimized in the frequency domain and subsequently trained reduce the coupling error caused by network effects, thereby improving the system behavior of the RVP.

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