Politische Partizipation von türkeistämmigen jungen Menschen im Vergleich zu jungen Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte
Zusammenfassung
Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich vergleichend mit der politischen Partizipation der türkeistämmigen jungen erwachsenen Menschen und den jungen erwachsenen Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte. Im Mittelpunkt dieser Forschung steht die zentrale Frage, welche Rolle das kulturelle, soziale und ökonomische Kapital junger Menschen mit und ohne Migrationshintergrund für politische Beteiligungsprozesse spielen? Diese Frage greift zentrale Begriffe der Habitus- und Feldtheorie Pierre Bourdieus auf, die die theoretische Grundlage der vorliegenden Forschung bilden.Diese Forschungsarbeit hatte sich zum Ziel gesetzt, im Rahmen eines quantitativ-statistischen Verfahrens die Zusammenhangshypothesen hinsichtlich des politischen Interesses und der politischen Partizipation der jungen erwachsenen Menschen mit einer türkeistämmigen Zuwanderungsgeschichte und der jungen und erwachsenen Personen ohne einen Migrationshintergrund zu analysieren und zu vergleichen. Der Datenansatz wurde von Juni bis September 2017 mit einem vom Autor konzipierten quantitativen Online-Fragebogen erhoben und sodann mit einer Primäranalyse untersucht. Die empirische Analyse der Studie zeigt auf, dass die türkeistämmigen Befragten im Vergleich über ein niedrigeres elterliches Bildungskapital als die der Kontrollgruppe verfügen. Darüber hinaus weisen die Eltern der Befragten ohne Migrationshintergrund eine bessere Wohnsituation und eine bessere finanzielle Lage auf. Summa summarum zeigen die verschiedenen Kapitalindikatoren auf, dass die junge erwachsene Menschen mit türkeistämmigem Migrationsgrund über ein niedrigeres soziales, kulturelles und ökonomisches Kapital als junge Menschen ohne Migrationshintergrund verfügen. Als zentrales Ergebnis dieser Untersuchung wurde bei einem Vergleich der befragten Gruppen festgestellt, dass die deutschen Befragten ohne Migrationshintergrund stärker politisch interessiert sind als die türkeistämmige Untersuchungsgruppe. Außerdem waren die Männer beider Gruppen stärker politisch interessiert als die befragten Frauen. Die Auswertung der Ergebnisse zur Demokratiezufriedenheit belegt, dass die befragten Personen ohne Migrationshintergrund mit der Demokratie in Deutschland (im aktuellen Zustand) zufriedener sind, als die türkeistämmigen jungen Erwachsenen. Bei den Ergebnissen zum Vertrauen in die Organisationen und Einrichtungen in Deutschland ergibt sich, dass türkeistämmige junge Menschen fast allen Organisationen und Institutionen weniger vertrauen als die jungen Erwachsenen ohne Migrationshintergrund. Abschließend kommt die vorliegende empirische Studie zu dem Ergebnis, dass die untersuchten Gruppen junger Erwachsener, die an der Studie teilgenommen haben, kein Desinteresse an Politik haben und aktiv die vielfältigen konventionellen und unkonventionellen Möglichkeiten der politischen Partizipation nutzen.
Abstract
This PhD thesis is a comparative analysis on the political participation of young adults of Turkish origin and the non-immigrant young adults in Germany. The focus of this research lies on the central question of what role the cultural, social, and economic capital of immigrant and nonimmigrant young people play in political processes including creation of political space, interest, and actual participation? This question takes up central concepts of Pierre Bourdieu's habitus and field theory, which form the theoretical basis of the present research. Hence the main objective of this research is to analyze and compare the correlation hypotheses regarding the political interest and political participation of young adults with an immigrant background of Turkish origin and young and adult Germans with no immigrant background within the framework of a quantitative-statistical procedure. The data was collected from June to September 2017 using a quantitative online questionnaire designed by the author and examined with a primary analysis. The empirical analysis of the study reveals that the immigrant respondents of Turkish background come from families with limited education compared to those of the control group. Furthermore, the parents of the non-immigrant respondents have had, in general, better housing, stronger communal linkages and financial situations. All in all, the various capital indicators show that young adults with a Turkish immigrant background have lower social, cultural and economic capital than young people without an immigrant background in Germany. As a key finding of this study, a comparison of the groups surveyed found that German respondents without an immigration background were more politically active and interested than the study group (surveyed group) of Turkish origin. In addition, the men in both groups were more interested in politics than the women surveyed. The evaluation of the results on satisfaction with democracy prove that the respondents without a migration background are more satisfied with democracy in Germany (in its current state) than the young adults of Turkish origin. The indicators also point out that young people of Turkish origin have lesser degrees of trust and confidence in political structures and broader institutional frameworks in Germany compared to those young adults in the control group. In conclusion, this empirical study finds that groups of young adults who are more deeply rooted in the German national political discourse are more prudent, active, and interested in political life and actively pursue both conventional and unconventional methodologies for political participation.