Die Ordnung der Vielfalt : Ruhrgebietsliteratur anhand der Werke von Fakir Baykurt, Kemal Yalçın, Rauf Ceylan und Emine Sevgi Özdamar

Diese Dissertation entstand aus einer Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Verwahrung und Rezeption des kulturellen Erbes der Immigrant*innen aus der Türkei in Deutschland – insbesondere im Ruhrgebiet – ab den 1970er-Jahren. Ausgangspunkt war die Feststellung, dass sich Immigrant*innen in türkischer, kurdischer, serbokroatischer oder griechischer Sprache in ihren Werken mit dem Ruhrgebiet beschäftigten, Arbeitskreise organisierten und sich in unterschiedlicher Form aktiv am kulturellen Leben öffentlich beteiligten, publizierend Spuren und Erinnerungen hinterließen. Es galt, einzelne recherchierte Arbeitskreise, Orte und Publikationen Referenzpunkte und die  Relevanz für die Entwicklung einer türkischsprachigen Ruhrgebietsliteratur und Literaturszene zu markieren. Denn Duisburg im Ruhrgebiet war neben Berlin in den 1970er- und 1980er-Jahren ein wichtiger Ort für den kulturellen Austausch mit der Türkei: es entstanden literarische Solidaritätsgemeinschaften im Bereich der Arbeitswelt sowohl für Arbeiter*innen als auch für politisch Verfolgte. Beispielsweise lebte ab 1979 Fakir Baykurt in Duisburg und schrieb eine Trilogie, einen Roman und mehrere Erzählungen über das Ruhrgebiet. Einen elementaren Teil der Studie bildet daher die Literatur von Fakir Baykurt, die er in türkischer Sprache verfasste und die zum großen Teil noch nicht ins Deutsche übersetzt wurde.

Die Rezeption von Kultur und die Wahrung und Archivierung von Werken, Nach- und Vorlässen sind Teil einer strukturierten Identitätsbildung, die in den letzten Jahrzehnten in unterschiedlichsten Disziplinen thematisiert wurde. So wird – neben Baykurt – auf diejenigen literarischen Werke und Autor*innen eingegangen, die im direkten Zusammenhang mit Konzepten des kollektiven Gedächtnisses stehen: Emine Sevgi Özdamar, Rauf Ceylan und Kemal Yalçın. Von Interesse sind dabei diejenigen Werke, die sich mit dem Spannungsfeld von nationaler und marginalisierter Erinnerungskultur und politischen Diversitäts- und Alteritätskonzepten beschäftigen. Der Ausgangspunkt der Recherche zu den Werken steht für eine Form der Kultur- und Literaturgeschichtsschreibung, die aus der Vergangenheit und den Erzählungen (Narrativen) von Immigrant*innen, die nach 1970 einwanderten, die Geschichte zu einer und über eine Region wie das Ruhrgebiet zu lesen und zu rekonstruieren versucht. Für diese Studie dienten unerfasste Vor- und Nachlässe, private Archive und Zeitzeug*innenberichte als Quelle der Geschichtsrekonstruktion.

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