Die Rolle von GFI1 in der Genomstabilität

Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine maligne Erkrankung des hämatopoetischen Systems. Ein repressiver Transkriptionsfaktor, dessen Veränderung bei der Entstehung der AML eine Rolle spielt, ist der Growth Factor Independence 1 (GFI1). Träger einer Einzelnukleotid-Polymorphismus-Variante von GFI1, genannt GFI1-36N (Austausch von Serin zu Asparagin), haben ein erhöhtes Risiko an einer AML zu erkranken. Wenn die Träger an einer AML erkranken, weist die AML eine schlechtere Prognose auf, als bei Trägern der GFI1-36S (WT)-Variante. Ein bereits publizierter Erklärungsansatz war, dass GFI1-36N die epigenetischen Veränderungen an den Zielgenen nicht induzieren kann und durch die vermehrte Acetylierung der Zielgene insbesondere Onkogene exprimiert werden.

Im Rahmen dieser Arbeit konnte jedoch ein weiteren Aspekt beleuchten werden. Es wurde nachgewiesen, dass sowohl murine als auch humane GFI1-36N-leukämische Zellen eine höhere Anzahl an genetischen Veränderungen besitzen als GFI1-36S-leukämische Zellen. Wir zeigten, dass GFI1-36N-leukämische Zellen Defizite bei der DNA-Reparatur aufweisen, welche zu einer erhöhten Anzahl an genetischen Veränderungen beitragen können. Zwei Reparaturwege waren insbesondere bei leukämischen GFI1-36N-Zellen nachweisbar vermindert, aber nicht bei nicht-malignen GFI1-36N-hämatopoetischen Zellen: die homologe Rekombination und die Mgmt-vermittelte Reparatur. Die deutlich verminderte Mgmt-vermittelte Reparatur in den GFI1-36N-leukämischen Zellen gegenüber GFI1-36S-leukämischen Zellen eröffnet die Möglichkeit einer zielgerichteten Therapie gegen die malignen GFI1-36N-Zellen durch das alkylierende Zytostatikum Temozolomid (TMZ). TMZ wirkte bereits bei niedrigen Konzentrationen selektiv auf die GFI1-36N-leukämischen Zellen und hatte keinen nachteiligen Effekt auf das Wachstum nicht maligner Zellen. Der Effekt der TMZ-Behandlung konnte durch die Kombination mit Olaparib (PARP-Inhibitor) weiter verstärkt werden. Auch die Kombination aus TMZ und Olaparib hatte einen selektiven Effekt auf maligne GFI1-36N-Zellen, jedoch nicht auf die nicht malignen Zellen. Sowohl TMZ als auch Olaparib werden bereits in der Klinik bei malignen Erkrankungen eingesetzt. Vor allem ältere Patienten, bei denen eine Behandlung mit den AML-Standardtherapien schwierig ist, könnten von der neuartigen Therapie profitieren.

Zusammenfassend liefert die vorliegende Arbeit neue Erkenntnisse über die Funktion von GFI1 bei der Genomstabilität und vor allem bei der DNA-Reparatur und eröffnet dadurch die Möglichkeit einer zielgerichteten AML-Therapie.

Acute myeloid leukemia (AML) is a malignant disease of the hematopoietic system. A transcriptional repressor which plays a role in the initiation and progression of AML is the transcriptional repressor Growth Factor Independence 1 (GFI1). Carriers of a single nucleotide polymorphism variant of GFI1, called GFI1-36N (serine exchanged to asparagine), have an increased risk of AML development combined with an inferior prognosis than carriers of the more common GFI1-36S (WT) variant. Previous studies have shown that GFI1-36N is less able to induce epigenetic silencing of GFI1 target genes. This leads especially to higher expression of oncogenes.

As a novel finding we could show that GFI1-36N AML patients display more chromosomal and genetic aberrations in the leukemic cells compared to patients with the GFI1-36S variant. Interestingly, these observations could be recapitulated in a murine model of human AML, where GFI1-36N leukemic cells show significantly more genetic alterations than GFI1-36S leukemic cells. The study further showed that GFI1‑36N leukemic cells have defects in several DNA repair pathways, which potentially contribute to the detected increased number of genetic alterations. Of note, two repair pathways were impeded in GFI1-36N leukemic cells, but not in non‑malignant GFI1-36N hematopoietic cells: the homologous recombination and the Mgmt-mediated repair. For both impaired DNA repair pathways, specific drugs are already available. The significantly reduced Mgmt-mediated repair pathway in GFI1‑36N leukemic cells could be specifically targeted by the alkylating agent Temozolomide (TMZ). TMZ selectively targets GFI1-36N leukemic cells even at low concentrations without affecting the cell growth of non-malignant cells. The effect of TMZ treatment was further increased by the combination treatment with Olaparib (PARP inhibitor). Again, the effect of this combination was selective for malignant GFI1-36N cells but not on non-malignant cells. Both TMZ and Olaparib are currently used in the clinic for malignant disease. We, therefore, propose that using a combination of TMZ and Olaparib might in particular benefit elderly GFI1-36N AML patients.

In summary, this work unveils new insights into the function of GFI1 in genome stability, DNA damage response and repair pathways and thus opens the possibility of targeted therapeutic strategy in AML patients.

Zitieren

Zitierform:
Zitierform konnte nicht geladen werden.

Rechte

Nutzung und Vervielfältigung:
Alle Rechte vorbehalten