Anforderungen und Lösungsansätze für wissensbasierte kontextsensitiv-reaktive medizinische Informationssysteme

Die Arbeit beschäftigt sich mit Fragestellungen bezüglich des Bedarfs und des Wunschs nach einem Zugriff auf medizinisches Wissen, den semantischen Voraussetzungen sowie der kontextbasierten Integration einer Wissensvermittlung in Informationssystemen. Die Arbeit verfolgt das Ziel Wissen in medizinischen Informationssystemen kontextsensitiv der Patientensituation an den Stellen zur Verfügung zu stellen, wo Ärzte das Wissen benötigen. An einer schriftlichen Befragung zur Bedarfsabklärung beteiligten sich 79 Ärztinnen und Ärzte und bestätigten den Bedarf und Wunsch einer digitalen Wissensvermittlung. Eine Ist-Analyse gängiger medizinischer Informationssysteme zeigte, dass aktuelle Produkte aus unterschiedlichen Gründen keine kontextsensitive Wissensvermittlung integriert haben.

Das Resultat dieser Arbeit ist das Konzept, das Design, sowie die prototypische Implementierung eines generischen Wissensrecherche-Moduls, welches in bestehende Primärsysteme basierend auf dem internationalen Standard Infobutton integriert werden kann. Das Modul kann aus dem Patientenkontext aufgerufen werden und übermittelt medizinische Daten (Alter, Geschlecht und Diagnosen) des Patienten in codierter Form. Diese Daten werden daraufhin in den medizinischen Thesaurus Medical Subject Headings (MeSH) überführt und als Suchparameter zur Recherche aktueller Literatur, Leitlinien und Ontologie-Informationen sowie als Basis für den Aufruf weiterer Wissensportale verwendet.

Eine Installation des Prototypen und eine einmonatige Evaluation in einer Intensivstation eines Krankenhauses überprüfte die Tauglichkeit im klinischen Alltag. Die Mehrheit der Benutzer (60 %) bewerteten die Suchergebnisse durch direktes Feedback als hilfreich oder sehr hilfreich. Der Umgang mit Zertifikaten innerhalb der Krankenhaus-IT, kostenpflichtige Ergebnisse und teilweise viele Treffer bei verlinkter Literatur benötigen Erweiterungen des Prototypen und der Infrastruktur.

Für eine hohe Akzeptanz einer solchen Software müssten einerseits die Suchbegriffe flexibler angegeben werden können, mehr Filterfunktionen angeboten werden und die Anzeige der dargestellten Suchergebnisse persönlich konfigurierbar sein.

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