Rolle der Strahlentherapie bei atypischen teratoiden/rhabdoiden Tumoren (AT/RTs)

Atypische teratoide/rhadoide (AT/RTs) Tumore sind eine seltene, maligne Tumorerkrankung des zentralen Nervensystems mit schlechter Prognose, die im Kindesalter auftritt. Die Radiotherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie, jedoch aufgrund der Nebenwirkungen in ihrer Anwendung umstritten. Ziel dieser Arbeit war es, den Stellenwert der Radiotherapie in der Behandlung der AT/RTs herauszuarbeiten und Möglichkeiten zur Therapieoptimierung aufzuzeigen. Zudem wurden prognostische Faktoren für das progressionsfreie Überleben und das Gesamtüberleben der Patienten analysiert. In unserer Analyse zeigten Patienten mit einer Bestrahlung ein besseres progressionsfreies und Gesamtüberleben als Patienten ohne Bestrahlung. In der univariaten Cox-Regression war die Strahlentherapie ein signifikanter Einflussfaktor auf das Gesamt- und progressionsfreie Überleben. Patienten mit einer Bestrahlung zeigten ein geringeres Progressionsrisiko und ein geringeres Risiko zu sterben. In der multivariaten Cox-Regression blieb die Radiotherapie ein statistisch signifikanter Faktor des Gesamt- und progressionsfreien Überlebens. Um den zeitlichen Aspekt bezüglich des Einsatzes der Radiotherapie zu berücksichtigen und Bias zu vermeiden, wurden die „landmark method“ und eine zeitabhängige Cox-Regression angewandt. In diesen Analysen bestätigte sich die Radiotherapie als signifikanter Faktor für ein besseres progressionsfreies und Gesamtüberleben. Die Radiotherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie und sollte in der Behandlung der AT/RTs angewandt werden. In der multivariaten Cox-Regression waren das Ausmaß der Operation und der Status der Metastasierung signifikante Faktoren. Eine komplette Resektion des Tumors ist anzustreben. Patienten, die bei Diagnosestellung jünger als 18 Monate sind, profitierten nach unseren Ergebnissen bezüglich des Gesamt- und progressionsfreien Überlebens ebenfalls von einer Bestrahlung. Es konnte nicht nachgewiesen werden, dass Patienten, die bei Diagnose keine Metastasen aufweisen, von einer – zusätzlich zur lokalen – kraniospinalen Bestrahlung profitierten. Zudem zeigten diese Patienten keine vermehrten disseminierten Rezidive, wenn nicht kraniospinal bestrahlt wurde. Eine kraniospinale Bestrahlung scheint bei diesen Patienten nicht notwendig. Aufgrund dieses Ergebnisses wurde im neuen Protokoll des Europäisches-Rhabdoid-Registers 2017 auf eine kraniospinale Bestrahlung bei Abwesenheit von Metastasen verzichtet. Eine Dosis von 54 Gray verbesserte signifikant das Gesamt- und progressionsfreie Überleben. In unserer Analyse zeigte sich, dass eine Behandlung nach den Vorgaben des Europäisches-Rhabdoid-Protokolls das Gesamt- und progressionsfreie Überleben signifikant verbessert. Protokollverstöße gegen die vorgegebene Dosis waren ausschlaggebend. Die Einhaltung der Protokollvorgaben, insbesondere der Dosis, ist anzustreben. Wir konnten die Radiotherapie als wichtigen, unerlässlichen Bestandteil in der Behandlung der AT/RTs herausarbeiten. Weitere Studien zur Optimierung der Therapie und Betrachtung der Langzeitfolgen sind notwendig.
Background/Objectives: An atypical teratoid/rhabdoid tumour (AT/RT) is a rare malignancy in childhood originating from the central nervous system. The aim of this analysis was to evaluate the role of radiotherapy (RT) in patients with AT/RT. Design/Methods: We retrospectively analyzed data of patients registered in the EU‐RHAB registry or its precursors HIT/HIT‐SKK, AT/RT‐ZNS‐2004, and RHABDOID 2007. Survival data was analyzed using the Kaplan Meier method. In a multivariate Cox's regression RT was used as time‐dependent covariate. Results: Data from 189 patients (119 m/70 f; median age 1.6 years (y) (range, 0‐26.7 y)) was evaluable. 47 patients underwent gross total resection, 108 subtotal, and 23 biopsy only. Chemotherapy was applied in 180 patients. 131 patients received RT (RT group), 58 did not (non‐RT group). The median total local or spinal doses were 54 Gy (range, 19.8‐66.0 Gy) and 35.1 Gy (range, 17.6‐48.6 Gy), respectively. The median follow‐up time was 1.9 y (range, 0.01‐20.1 y). The use of RT was an independent prognostic factor for overall survival (OS) and event‐free survival (EFS) with a hazard ratio of 0.52 (p=0.02) and 0.78 (p=0.038). 1y and 3y OS rates were 88.5% and 52.0% in the RT group vs. 26.5% and 10.5% in the non‐RT group (p<0.001). 1y and 3y EFS rates were 63.7% and 40.7% in the RT group vs. 21.0% and 14.4% in the non‐RT group (p=0.009; p<0.001). This advantage of RT was observed independent of age. OS and EFS were superior with protocol‐compliant treatment compared to protocol deviations (p=0.029; p=0.016). Regardless of M‐Stage, craniospinal RT could not prove any positive impact on OS or EFS when compared to local RT. Conclusions: Our analysis reveals RT as an independent positive prognostic factor for OS and EFS in children with AT/RT. However, optimal combined treatment strategies have to aim for further reduction of late effects in future.

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