Trends bei Vorhofflimmern und Verschreibungen von oralen Antikoagulantien und embolischen Schlaganfällen in Deutschland

Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, die etwa 2,5% der deutschen Bevölkerung betrifft. Die damit verbundenen Beeinträchtigungen der Lebensqualität und das Risiko für Folgeerkrankungen stellen ein relevantes Problem für die betroffenen Personen dar. Insbesondere das erhöhte Thromboserisiko zeigt eine starke Korrelation mit dem Ereignis Schlaganfall. So sind im beobachteten Zeitraum von 2005 bis 2014 die Fälle von stationär behandeltem Vorhofflimmern um 75,8% und die Zahl der behandelten embolischen Schlaganfälle um 89% angestiegen. Zur Verhinderung letztgenannter werden bereits seit den 1950ern recht erfolgreich Vitamin-K-Antagonisten zur Antikoagulation eingesetzt. Mit Dabigatran als erstem Vertreter ist 2008 die Klasse der neuen oralen Antikoagulantien (NOAK) auf den Markt gekommen, die sich insgesamt in ihrer Wirkung und ihrem Nebenwirkungsprofil als überlegen gegenüber dem bisherigen Goldstandard gezeigt hat. Aufgrund dessen wurden die NOAK 2012 in die Leitlinien als Mittel der Wahl zur Antikoagulation bei Vorhofflimmern aufgenommen und stark ansteigend verordnet. Die in dieser Arbeit ausgewerteten Daten, basierend auf den fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistiken (DRG-Statistik) und Abrechnungsdaten der gesetzlichen Versicherungen, zeigen, dass eine positive Korrelation zwischen Vorhofflimmern und embolischen Schlaganfällen besteht. Ab 2011 stieg die Zahl der Verordnungen oraler Antikoagulantien überproportional stark an, was nicht mit einem weniger starken Anstieg embolischer Schlaganfälle als im davor beobachteten Zeitraum von 2005 bis 2010 einherging. Die bewusste Ausweitung der Indikation zur Antikoagulation bei Menschen mit Vorhofflimmern durch den Wechsel vom CHADS2- auf den CHADS2VASC2-Score führt dazu, dass zwar mehr verordnet wird und mehr Menschen oral antikoaguliert sind, scheint aber bezüglich der Abnahme von embolischen Schlaganfällen ineffektiv zu sein. Dies sollte beachtet werden, wenn mögliche Vergütungsstrategien zur Vorbeugung von embolischen Schlaganfällen diskutiert werden, insbesondere im Hinblick auf die deutlich höheren Therapiekosten unter NOAK-Einsatz im Vergleich zu Vitamin-K-Antagonisten.

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