Sexismen und Bodyismen innerhalb der schwulen Szene
Im Sommer 2016 bot das in der US-Schwulenszene für seine Partykleidung und Unterwäsche bekannte Modelabel „Marek + Richard“ in seinem Onlineshop ein schwarzes Tanktop an, auf dem in großen weißen Lettern zu lesen war: „No Fats No Fems“. Szenenahe Online-Magazine übten daran scharfe Kritik. Die Autor*innen waren sich einig: Das Kleidungsstück ist diskriminierend, es teilt in Anlehnung an den in schwulen Datingportalen üblichen Sprachgebrauch Männer* in rigider Weise in sexuell attraktiv (dünn und ‚maskulin‘) bzw. nicht attraktiv (fett und ‚feminin‘) ein. Dies ist nur ein Beispiel für die bereits gut belegte Vermutung, dass dem Körper und geschlechtlichen Praxen innerhalb der schwulen Szene eine besondere Bedeutung zukommt (vgl. z. B. die Studien von Hertling 2011 und die Umfrage von Sub e. V. 2013).
Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der beschriebenen Thematik ist insbesondere aus Perspektive der Sozialen Arbeit geboten. Als „Menschenrechtsprofession“ (Staub-Bernasconi 2007) ist die Soziale Arbeit im Wesentlichen daran interessiert, strukturelle und individuelle „menschenfeindliche Behinderungsmacht“ (ebd.) – wie geschlechtliche Normierungen – zu identifizieren und professionell zu bearbeiten. In diesem Zusammenhang bildet empirisches Wissen bezüglich geschlechtlich-normativer Sozialisationsmechanismen innerhalb der schwulen Szene die Grundlage, um einen lösungsorientierten szeneinternen Dialog anzuregen. Daneben können passgenaue sozialpädagogische Angebote entwickelt werden, die eine weniger normierte geschlechtliche Selbstwerdung unterstützen.
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