Die geriatrisch-onkologische Konferenz, Entwicklung eines interdisziplinären Konzepts zur Behandlung von Tumorpatienten in höherem Lebensalter

Onkologen entscheiden auf der Basis von Alter und klinischem Eindruck täglich, welche Patienten welche Chemotherapie erhalten sollen. Bei älteren Patienten sind diese Entscheidungen aufgrund fehlender Evidenz von der persönlichen Erfahrung und „Behandlungsphilosophie“ des jeweils behandelnden Onkologen abhängig. Ein umfassendes geriatrisches Assessment wurde vorgeschlagen, um diese Entscheidung datenbasiert und reproduzierbar treffen zu können. Beide Strategien haben Vor- und Nachteile. In der vorliegenden Arbeit wird eine Synthese beider Ansätze beschrieben und weiter untersucht. Bei der Kombination beider Ansätze wird innerhalb einer geriatrisch-onkologischen Konferenz auf der Datengrundlage eines umfassenden geriatrischen Assessments und zusätzlich unter Einbeziehung des Behandlers, eines erfahrenen Onkologen und eines Geriaters sowie der das Assessment durchführenden Berufsgruppen eine gemeinsame Entscheidung getroffen. Anhand der Daten eines umfassenden geriatrischen Assessments von über 400 Patienten, die an dieser Klinik 2014 und 2015 routinemäßig bei allen stationären Patienten, die 65 Jahre oder älter waren, vor Einleitung einer spezifischen Therapie erhoben wurden, wurde gezeigt, dass die Entscheidung einer geriatrisch-onkologischen Konferenz entscheidend von der Klassifizierung allein aufgrund des Assessments, aber auch von der persönlichen Einschätzung des Behandlers abweicht. Es wurde ein statistisches Modell erstellt, welches anhand der Assessmentdaten die Klassifizierung von Patienten in einer geriatrischonkologischen Konferenz vorhersagt. Bis zur weiteren prospektiven Validierung und Bewertung der denkbaren Entscheidungsstrategien ist eine geriatrisch-onkologische Konferenz am besten geeignet, die Therapiefähigkeit geriatrisch-onkologischer Patienten zu beurteilen, da sie alle verfügbaren Informationen berücksichtigen und damit die maximale Patientensicherheit gewährleisten kann.

Background A comprehensive geriatric assessment (CGA) is recommended before treating elderly cancer patients. However, it is not proven that additional information from the CGA will change our treatment decision. Methods 421 cancer patients, 65 years or older, were judged by their treating oncologist regarding fitness for chemotherapy. Accompanying a CGA was performed and each patient was discussed in a multidisciplinary board (MB) including a geriatrician. The differences between the judgements of the treating oncologist, the MB, and a classification based solely on the CGA were examined. Additionally, a statistical model of the decision-making process within the MB, based on the findings of the CGA was established and evaluated. Results Treating oncologist and MB judged 12% and 15% of the patients as frail, 41% and 38% as vulnerable, 46% and 47% as fit. 83% of congruence was observed. Based on the proposal of Balducci, 55% of the patients were classified as frail, 30% as vulnerable and 15% as fit. 34% of congruence with treating oncologist judgement was observed. In the 2-stage logistic model the activities of daily living and the mini mental state examination (MMSE) discriminated between frail and vulnerable or fit. Tinetti test, age, Charlson comorbidity index, living alone, MMSE and mini nutritional assessment discriminated between vulnerable and fit. The statistical models were able to differentiate with an accuracy of 95% between frail and vulnerable or fit and 83% between vulnerable and fit. Conclusions To our experience, the judgement of an experienced oncologist is well comparable with the judgement of a MB. Nevertheless, for some patients discussion of CGA data in the MB may essentially change treatment decisions. A logistic regression model of the decision making process within the MB may replace the elaborate team discussion, if a conference is not feasible.

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