Posttraumatisches Erleben bei Patientinnen mit Mamma-Karzinom

Die vorliegende Arbeit hatte zum Ziel, das Traumapotential einer Mammakarzinom-Erkrankung zu untersuchen, Prävalenz und Ausgestaltung posttraumatischer Symptomatik im Krankheitsverlauf zu eruieren und den Zusammenhang zu Ängstlichkeit, Depressivität und Lebensqualität aufzuzeigen. Insbesondere die Bedeutung des Konzeptes der partiellen beziehungsweise subsyndromalen Posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) wurde überprüft. Des Weiteren wurden der Informationsstand über und das Inanspruchnahmeverhalten von psychoonkologischen Versorgungsangeboten ermittelt und in Beziehung gesetzt zur psychischen Gesundheit der Betroffenen. Anhand eines Subsamples einer epidemiologischen Fall-Kontroll-Studie zu den Entstehungsfaktoren des sporadischen Mammakarzinoms konnten 267 Frauen mit einer Krankheitsdauer von 2-5 Jahren untersucht werden. Mit dieser Arbeit konnte an einer großen Stichprobe gezeigt werden, dass eine Brustkrebserkrankung ein außerordentlich hohes Traumapotential darstellt: 73% der Patientinnen erfüllten das Trauma-Eingangskriterium. Die Prävalenz einer voll ausgeprägten PTSD lag bei 10% und steht damit in Übereinstimmung mit anderen Angaben in der Literatur. Patientinnen erlebten sowohl die Diagnosemitteilung als auch Erfahrungen rund um die Chemotherapie als Stressoren. Dieses Ergebnis untermauert die Notwendigkeit von sensibler ärztlicher Gesprächsführung und Respekt gegenüber der Selbstbestimmung der Patientin, um Traumatisierung möglichst zu verhindern. Zusätzlich wiesen 23% eine klinisch relevante PTSD-Symptomatik im Sinne einer partiellen PTSD auf. Diese Patientengruppe zeigte sich auch in anderen Aspekten des Erlebens (Ängstlichkeit, Depressivität, Lebensqualität) sowohl statistisch als auch klinisch relevant stärker eingeschränkt als Patientinnen ohne PTSD-Symptomatik. Folgende Implikationen entstehen daraus für die psychoonkologische Begleitung von Brustkrebspatientinnen: Notwendig ist eine allgemeine, aber auch PTSD-spezifische Psychodiagnostik über den gesamten Krankheitsverlauf, wobei auch Patientinnen mit subsyndromaler PTSD ein differentielles Interventionsangebot gemacht werden sollte. Informationen über psychoonkologische Versorgungsangebote erhielt im Studienzeitraum nur jede zweite Patientin. Dieses Angebot erfolgte ohne Berücksichtigung der psychischen Belastung. Andererseits erkannten Patientinnen selbst ihr Belastungsausmaß und nahmen nur bei erhöhter Belastung ein Angebot in Anspruch. Folgende Implikationen lassen sich ableiten: Eine verbesserte Versorgung sollte eine umfassende Informationsvermittlung über psychoonkologische Angebote beinhalten, nicht nur zu Beginn der Erkrankung, sondern über den gesamten Zeitraum der Nachsorge.

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