Die Vermittlung französischer Literatur nach Deutschland zwischen 1871 und 1933

In ihrer Untersuchung der Vermittlung französischer Literatur nach Deutschland im politisch brisanten Zeitraum zwischen 1871 bis 1933 widmet sich Nathalie Mälzer-Semlinger einem bisher unerforschten Teilgebiet der Rezeptionsforschung und geht dabei der Frage nach, wie der literarische Austausch zweier Länder vor dem Hintergrund politischer Feindschaft denkbar ist. Hierfür erschließt sie einen breiten Textkorpus, der zum einen die Übersetzungen französischer Romane ins Deutsche und zum anderen die Zeitschriftenrezensionen zu dieser Literatur umfasst, und erforscht die Verknüpfung von politischem Kontext und Literaturübersetzen in dieser Epoche. Dabei fördert sie neue Erkenntnisse im Hinblick auf die Entwicklung und Ökonomisierung des Buch- und Zeitschriftenmarkts zutage und gewährt einen intensiven Einblick in die Sichtweise, unter welcher die französische Literatur und ihre Übersetzungen in den Zeitschriften rezensiert werden. So zeigt sich, dass das Interesse der Rezensenten an der Literatur des Nachbarn durchaus nicht selbstlos, sondern von der Parteilichkeit der Kritiker geprägt ist: Nationalstolz und Abschottungstendenzen gehen im kritischen Diskurs Hand in Hand mit Bewunderung und Interesse an der Literatur des Nachbarn und führen zu widersprüchlichen Positionen und Wertungen. Angesichts der großen Übersetzungsaktivität erscheint die Feindschaft letztlich aber weniger als Hemmnis denn als wichtige Motivation des deutsch-französischen Kulturaustauschs dieser Jahre.

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