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Schulspeisung als Kernbeitrag zur Sozialen Sicherung : Analysen und Empfehlungen

Schulspeisung (school feeding) gilt im internationalen Diskurs als ein zunehmend wichtiger Beitrag zur Sozialen Sicherung. Vor allem im Gefolge der COVID-19-Pandemie erwies sich die Schulspeisung als das vielleicht wichtigste Mittel, um viele Millionen Kinder aus armen und sehr armen Haushalten wieder zurück in die Schulen zu bringen. Spätestens mit der Gründung der „School Meals Coalition“ 2021, der derzeit fast 100 Staaten angehören, steht Schulspeisung auf der heutigen Agenda auch der meisten Staaten mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

In der Praxis zeigt sich allerdings, dass auf politische Deklarationen zwingend praktische Schritte zur Einführung einer flächendeckenden Umsetzung folgen müssen. Hierzu gehört die Unterstreichung der Selbstverpflichtung der Regierungen durch bindende gesetzliche Vorgaben und vor allem ein gesichertes, kontinuierlich ansteigendes Budget. Sehr arme Staaten, die sich den Wandel von isolierten Schulspeiseprojekten zu einem landesweiten Programm nicht sofort leisten können, bedürfen dabei der (befristeten) Geberunterstützung.

Diese setzt aber voraus, dass es eine mittelfristige Übernahmestrategie für die Schul-speisung durch die Regierung gibt und von Beginn an staatliche Strukturen vor allem auf der kommunalen Ebene aufgebaut oder bestehende gestärkt werden mit dem Ziel, in einigen Jahren zumindest die Beschaffung der benötigten Grundnahrungsmittel für alle Schulen in ihrem Verantwortungsbereich nachhaltig absichern zu können.

Als besonders wirkungsvoll hat sich im Vergleich der unterschiedlichen Beschaffungs-ansätze für die benötigten Nahrungsmittel gegenüber zentralem Ankauf die lokale Beschaffung (home grown school feeding) erwiesen. Da aus Kostengründen sowieso in den ärmeren Ländern angestrebt wird, die vom Staat von lokalen bäuerlichen Betrieben gekauften Grundnahrungsmittel durch freiwillige Beiträge (z.B. Gewürze, andere Saucenbestandteile, Obst) aus der jeweiligen Gemeinde zu ergänzen, profitieren hiervon vor allem lokale bäuerliche Betriebe und der Handel. Die lokale Beschaffung fördert zudem das Engagement und die Ownership der Gemeinde, wovon auch der Unterhalt der Schulen selbst profitiert.

Im Rahmen empirischer Studien des Instituts für Entwicklung und Frieden (INEF) der Universität Duisburg-Essen zur Schulspeisung im Primar- und Vorschulbereich Äthiopiens, Benins und Kambodschas wurde zwischen April und September 2023 die konkrete Umsetzung der jeweils landesweit im Aufbau befindlichen Schulspeisung anhand eines Samples von zusammen 56 Schulen untersucht. Insbesondere mit Blick auf die Nachhaltigkeit wurde dabei festgestellt, dass die Beauftragung von NROs zur Vereinfachung der Etablierung von Schulkantinen nur befristet erfolgen sollte. Um die Fortsetzung der Programme nach Abzug der Geber (und der NROs) zu garantieren, müssten die vorhandenen staatlichen Institutionen sehr früh auf die Übernahme der Endverantwortung für die Versorgung mit Lebensmitteln vorbereitet werden.

Beim Aufbau einer Schulkantine sollte die hinreichende Wasserversorgung der Schulen zwingend eingeplant und eine umweltverträgliche Energieversorgung der Küche gesichert werden. Funktionale Küchen, Speiseräumlichkeiten, Möglichkeiten zum Händewaschen und andere sanitäre Anlagen sind unter Beteiligung der Schulleitungen, Köch*innen wie auch der Eltern und möglicher Unterstützungskomitees zu planen. Sie sind – wie eine faire Entlohnung des Küchenpersonals – konstituierende Elemente einer nachhaltigen Versorgung der Schüler*innen mit einem warmen Essen am Tag.

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