Die Sprache der Zahlenmauern : Prozessbezogene Kompetenzen im Bereich "Argumentieren" im Mathematikunterricht der Grundschule

Im Jahr 2005 wurden als Instrument der Qualitäts- und Unterrichtsentwicklung für die Primarstufe verbindliche Bildungsstandards eingeführt, die zu einer deutlichen Verbesserung der Leistungen der Schülerinnen und Schüler beitragen sollten. Die Standards für das Fach Mathematik (KMK 2005) beschreiben neben inhaltsbezogenen mathematischen Kompetenzen nun auch fünf prozessbezogene Kompetenzen, darunter den Kompetenzbereich Argumentieren.

Die Dissertation beginnt mit einer theoretischen Betrachtung des Argumentationsbegriffs, da seitens der Linguistik einerseits und der Mathematikdidaktik andererseits kein gemeinsames Begriffsverständnis vorliegt. Auch innerhalb der Mathetikdidaktik ist der Begriff Argumentieren nicht eindeutig definiert.

Mit einem Mixed-Methods-Design wird untersucht, inwieweit der Lernerfolg beim mathematischen Lernen bezüglich der prozessbezogenen Kompetenz Argumentieren und der inhaltsbezogenen Kompetenzen im Bereich Zahlen und Operationen im Mathematikunterricht der Grundschule am Beispiel des Übungsformats Zahlenmauern von sprachlichen Fähigkeiten abhängt und inwiefern der Lernerfolg durch sprachliche Hilfestellungen gefördert werden kann.

In sechs Schulklassen werden Daten zu Argumentationskompetenzen und zu inhaltsbezogenen mathematischen Kompetenzen von Grundschülerinnen und –schülern in getrennten Skalen erhoben. Dabei werden die Lernausgangslagen sowie die Lerzuwächse betrachtet. Es wird untersucht, inwieweit sich sprachliche Hilfen auf den Kompetenzerwerb sowohl für ein- als auch für mehrsprachige Lerner auswirken. Die Auswertung der Daten erfolgt sowohl mit Methoden der deskriptiven Statistik als auch mit Methoden der Interferenzstatistik. Des Weiteren wird anhand qualitativer Leitfrageninterviews die Einschätzung der Lehrkräfte betrachtet sowie die Darstellung des Übungsformats in Schulbüchern frequenzanalytisch untersucht.

Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Grundschulkinder zwar im Bereich der inhaltsbezogenen mathematischen Kompetenzen bessere Leistungen als im Bereich der prozessbezogenen Kompetenz Argumentieren erzielen, hier wird jedoch eine Risikogruppe von circa zwanzig Prozent der Schülerinnen und Schüler identifiziert. Argumentationskompetenzen sind bei meisten Schülerinnen und Schülern nicht ausgeprägt. Die Schülerinnen und Schüler, die mit sprachlichen Hilfen unterrichtet wurden, erzielen am Ende der Unterrichtsreihe besser Ergebnisse als diejenigen der Kontrollgruppe. Es werden keine Leistungsunterschiede zwischen ein- und mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern festgestellt. Die Einschätzung der Lehrkräfte ist widersprüchlich, die Darstellung des Übungsformats in Schulbüchern enthält keine sprachlichen Hilfen.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass eine erhoffte Leistungssteigerung allein durch das Zusammenspiel beider Kompetenzbereiche nicht nachgewiesen werden konnte. Der Aufbau von Argumentationskompetenzen bedarf sprachlicher Unterstützung. Schlussendlich muss der Argumentationsbegriff seitens der Fachdidaktik eindeutig gefasst werden. Anhand der Ergebnisse der Arbeit werden Handlungsmöglichkeiten für die Bereiche Bildungspolitik, Unterrichtsforschung sowie für die Sprach- und Mathematikdidaktik aufgezeigt.

 

Literatur

Bezold, A. (2009): Förderung von Argumentationskompetenzen durch selbstdifferenzierende Lernangebote. Hamburg: Dr. Kovač.

Hannkes-Illjes, K. (2018): Argumentation. Tübingen: Narr.

KMK (2005): Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland. Bildungsstandards im Fach Mathematik für den Primarbereich. Beschluss vom 15.10.2004. München: Wolters Kluwer.

Meyer, M. & Tiedemann, K. (2017): Sprache im Fach Mathematik. Heidelberg: Springer Spektrum.

Michalak, M. (2017) (Hrsg.): Sprache als Lernmedium im Fachunterricht. Hohengehren: Schneider.

 

 

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