Diese Arbeit formuliert und testet Qualitätskriterien für Kindernachrichten in Zeitungen und Internet als Beitrag zur Bildung und Information für Kinder und Jugendliche. Für die Auswahl und Entwicklung dieser Kriterien ist die qualitative Inhaltsanalyse angewandt worden, die in Bezug auf die Forschungsfrage angepasst und optimiert wurde.

In der Qualitätsforschung sind Nachrichten das mit Abstand am häufigsten untersuchte Genre (siehe Hagen: Informationsqualität von Nachrichten). Allerdings ist aufgefallen, dass sich Diskussionen über Qualität von Nachrichten ausschließlich auf Nachrichten für Erwachsene beziehen. Bisher gibt es keine formulierten Qualitätskriterien zu Kindernachrichten in Print und Internet.

Kindernachrichten als Genre sind folgendermaßen zu definieren: Es geht um politische, kulturelle, wirtschaftliche, aber auch sportliche Nachrichten die regional, überregional, aber auch international berichten. Inhaltlich und formal sind Kindernachrichten auf den Entwicklungsstand, das Vorverständnis, sowie das Alter, und vor allen Dingen auch die Interessen der Zielgruppe angepasst. Denn Kindernachrichten geben den Rezipienten die Möglichkeit, sich über die Welt zu informieren in der sie leben. Sie wecken Neugier auf Inhalte und erklären und liefern Hintergründe sowohl zu bereits eingeführten als auch neuen Themen. Aktuelle und schwierige Themen sollen der Zielgruppe auf verständliche Art erklärt werden und deren Diskussion unterstützen. Nicht zuletzt dienen Kindernachrichten der Lesemotivation: kürzere Texte werden vermutlich eher gelesen als ein ganzes Buch. Allerdings sollen Kinder und Jugendliche weder unter- noch überfordert werden, denn nur das Bereitstellen von Nachrichten allein schafft kein an die Zielgruppe angepasstes Angebot - kindliche und jugendliche Verstehenshorizonte, Interessen und Bedürfnisse sind andere als die von Erwachsenen.

In Deutschland ist das Angebot an Kindernachrichten in Zeitungen recht umfassend, daher ist entsprechend Material ausgewählt worden, wobei die Auflagenstärke der Zeitungen keine Rolle gespielt hat. Viel wichtiger war, dass die Kindernachrichten im Print ebenfalls in der crossmedialen Onlinezeitung vorzufinden waren, um einen pointierten Vergleich zu ermöglichen. Ein weiteres Auswahlkriterium war, Material aus verschieden Regionen Deutschlands nebeneinander zu stellen, um nicht das Medienangebot einer vielleicht speziellen Region zu untersuchen. Im Print bezieht sich die Auswahl auf eine regionale Tageszeitung (Berliner Morgenpost), eine Wochenzeitung (Die Zeit), eine überregionale Tageszeitung (Süddeutsche Zeitung) und einer Lokalzeitung (Schleswig-Holsteiner Zeitung).

Neben der Printauswahl und der crossmedialen Onlinezeitung wurden auch ausschließliche online Kindernachrichtenseiten analysiert, die keine Verankerung in einem anderen Medium haben. Hier war es ebenfalls wichtig, dass die Webseiten keine Spezialisierung in einem bestimmten Themenbereich, wie z.B. Natur, Technik oder Musik, aufweisen, sondern allgemeine online Kindernachrichten bieten.

Das für diese Studie ausgewählte Printmaterial erstreckt sich auf einen Zeitraum von 2006 bis 2018. Die crossmedialen online Kindernachrichten beziehen sich auf den Untersuchungszeitraum von 2019 bis 2020, um eine möglichst aktuelle Version vorliegen zu haben. Ausgenommen ist hier die Berliner Kinderpost aufgrund der Einstellung des Produkts. Auch die Analyse der reinen online Kindernachrichten sind auf den Zeitraum 2019 und 2020 beschränkt.

Ausgehend von den dargestellten Ergebnissen der Qualitätsdiskussion im Journalismus als auch Forschung aus dem Journalismus, dem Kommunikationsdesign/Grafik, der Entwicklungspsychologie und Pädagogik sind in dieser Studie zwei Qualitätskriterienkataloge für Kindernachrichten erstellt worden, einer für Kindernachrichten in Print und einer für das Medium Internet. Um Marshall McLuhans "Das Medium ist die Botschaft" zu paraphrasieren: unterschiedliche Medien berichten auf unterschiedliche Weise und bedürfen spezifischer formeller und inhaltlicher Gestaltung, um Inhalte erfolgreich zu vermitteln. Harry Pross betont die Unterschiede zwischen einzelnen Massenmedien, die es in der Analyse und Medienproduktion zu beachten gilt. Entsprechend entwickelt und testet diese Arbeit zwei spezifizierte Kriterienkataloge.

Diese Arbeit bietet eine systematische Qualitätsdiskussion von Kindernachrichten. Die Details der dazu formulierten Kriterien vertiefen, wie an Kinder und Jugendliche gerichtete Nachrichten formal und inhaltlich gestaltet sind. In den einzelnen Analyseteilen wird deutlich, dass auf Grundlage der Qualitätskriterienkataloge die Produktion sowohl von Print als auch Online Kindernachrichten bewertet aber auch optimiert werden kann. Mit den erstellten Qualitätskriterienkatalogen ist es entsprechend möglich, qualitätssichernde Richtlinien für Redakteure zu schaffen, denn es hat sich gezeigt, dass auch im analysierten aktuellen Material Teile der formalen Kriterien berücksichtigt werden, jedoch inhaltliche Gesichtspunkte weit seltener überzeugen.

Diese Arbeit ist kein Handbuch zur Gestaltung von Kindernachrichten, sondern bietet eine wissenschaftlich fundierte Reflektion über die zielgruppenspezifisch adäquate Gestaltung von Kindernachrichten. Sie bietet eine solide Grundlage für die systematische Weiterentwicklung von Qualitätskriterien für Kindernachrichten in Druck- und Onlinemedien.