Die Landesinitiative „Gemeinsam klappt’s“ : Integrationschancen für junge volljährige Geflüchtete in Nordrhein-Westfalen : Wissenschaftliche Begleitung, Zweiter Zwischenbericht, Oktober 2020

Seit September 2018 gibt es in Land Nordrhein-Westfalen die landesweite Initiative „Gemeinsam klappt’s“ zur Verbesserung der Integrationschancen von jungen volljährigen Geflüchteten.1 Die meisten kreisfreie Städte und Kreise sowie einige kreisangehörige Städte und Gemeinden traten dieser Landesinitiative bei, um gemeinsam mit Akteuren aus den Feldern Migration und Integration, Bildung, Soziales, Arbeitsmarkt und Wirtschaft in lokalen Bündnissen Ressourcen für die Verbesserung der Integrationschancen der Zielgruppe zu identifizieren, zu bündeln und zu einer Gesamtstrategie zu verknüpfen. Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ, Universität Duisburg-Essen) hat im Oktober 2018 die wissenschaftliche Begleitung übernommen und im September 2019 den ersten Zwischenbericht vorgelegt. Der hier vorliegende zweite Zwischenbericht knüpft an den Stand des Prozesses zu diesem Zeitpunkt an. Er beschreibt und analysiert Entwicklungsschritte, die seit Ende 2019 bis zum Sommer 2020 im Themenfeld der wissenschaftlichen Begleitung erfolgt sind.  
Ein wichtiger Aufgabenbereich betraf die abschließende Auswertung der Arbeitshilfe „Bedarfs- und Angebotsanalyse“ (vgl. Kap. 2). Diese Arbeitshilfe war den Kommunen im Frühjahr 2019 zur Verfü-gung gestellt worden und sollte ihnen die Möglichkeit geben, sich zunächst einen Überblick über lokale Bedarfe und Angebote zu verschaffen, um im zweiten Schritt mögliche Lücken in der Ange-botslandschaft vor Ort zu identifizieren und dann eine passgenaue Angebotsplanung für die Ziel-gruppe der jungen volljährigen Geflüchteten entwickeln zu können. Da diese Arbeitshilfe zur lokalen Verwendung gedacht war, wurde nur um die Rücksendung eines zusammenfassenden Abschlussteils zur Wahrnehmung von Entwicklungsbedarfen gebeten, der die Ergebnisse der Bedarfs- und Angebotsanalyse aus den vorherigen Teilen bündeln und Lücken dokumentieren sollte (siehe Anhang). Dieser Teil bildet die Grundlage für die hier vorgelegte Überblickauswertung. 
Zum Jahreswechsel 2019/20 wurden in Zusammenarbeit zwischen der wissenschaftlichen Beglei-tung, der LaKI und der G.I.B. zwei Entwicklungs-Workshops „Prozessmanagement“ im Rahmen der Landesinitiativen „Gemeinsam klappt’s“ und „Durchstarten in Ausbildung und Arbeit“ geplant und vorbereitet. Diese Veranstaltungen wurden am 27.02.2020 in Hamm und am 04.03.2020 in Duisburg durchgeführt – und sie waren die letzten Formate, die vor dem Corona-bedingten Lockdown als Präsenzveranstaltungen stattfinden konnten. Sie hatten zum einen zum Ziel, die Geschäftsführen-den Stellen (GfS) über neue Entwicklungen bei den Landesinitiativen zu informieren, zum anderen sollten sie den Teilnehmer*innen in moderierten Arbeitsgruppen die Möglichkeit zum Austausch über das Management von Prozessen bieten. Die Folien zu diesen Veranstaltungen werden im Anhang dokumentiert. 
Ein zentrales Thema auf der lokalen Ebene betraf seit Herbst 2019 das Teilhabemanagement (THM), das im Rahmen von „Durchstarten in Ausbildung und Arbeit“ in den an „Gemeinsam klappt’s“ beteiligten Kommunen installiert werden sollte. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung durch das IAQ sollten hierbei die lokalen Prozesse und die Einbindung des THMs in die Strukturen der Bündnisse fokussiert werden. Die wissenschaftliche Begleitung des THMs durch ISR und FOGS hingegen stellt die inhaltliche Ausrichtung der Arbeit als Teilhabemanager*innen (Orientierung am Handlungskonzept des Case Managements) in den Mittelpunkt. IAQ und ISR/FOGS haben daher ihre Aktivitäten zur Begleitung und Evaluation im Frühjahr eng miteinander abgestimmt, um Synergien zu nutzen und Doppelbelastungen der Akteure in den Kommunen zu vermeiden.
Als im März 2020 die Corona-Pandemie virulent wurde, waren in einigen Kommunen bereits Teilhabemanager*innen eingestellt worden, in manchen Fällen hatten sie ihre Arbeit soeben aufgenommen oder begannen damit während der Phase des Lockdowns. Da die Einbindung des THMs in lokale Prozesse in dieser Situation eine besonders große Herausforderung darstellte, zog das IAQ die – ursprünglich im Sinne einer ersten Bilanz für den Herbst 2020 geplanten – Befragungen von Teilhabemanager*innen zeitlich vor und führte im April/ Mai 2020 Interviews mit 14 Personen. Zentrales Interesse war dabei zu erfahren, wie sich die Situation bei der Installierung des THMs unter Corona-Bedingungen darstellt sowie welche Möglichkeiten und welche Restriktionen die Teilhabemanager*innen in der Kooperation mit dem „Gemeinsam klappt’s“-Bündnis, weiteren lokalen Akteu-ren und der Implementierung bzw. Aufrechterhaltung einer Beratungsstruktur wahrnahmen (vgl. Kap. 3). In der Auswertung wurde darüber hinaus gefragt, welche Schlussfolgerungen sich aus dem Umgang mit der Corona-Situation für die weitere Einbindung des THMs in die Arbeit der lokalen Bündnisse ableiten lassen.
Parallel zu den oben beschriebenen Entwicklungs-Workshops, unter Berücksichtigung der Diskussionsergebnisse und anknüpfend an einige Problemfelder, die im Kontext der Befragungen der Teilhabemanager*innen deutlich geworden waren, erarbeitete das IAQ eine Arbeitshilfe „Prozessmanagement“ und stellte sie Anfang Mai 2020 den Kommunen zur Verfügung (vgl. Kap. 4). Die Arbeitshilfe sollte die GfSn bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben und der Klärung der Rollen der unter-schiedlichen Akteure unterstützen und die Möglichkeit eröffnen, den Stand der Entwicklungen vor Ort für eine nachhaltige Verknüpfung der Landesinitiative „Gemeinsam klappt’s“ mit den Förderbausteinen aus „Durchstarten in Ausbildung und Arbeit“ selbst zu evaluieren. Die Arbeitshilfe bietet die Möglichkeit, sie im Sinne einer Checkliste zu nutzen, um – je nach Bedarf – die lokalen Prozesse zu stabilisieren, weiterzuentwickeln bzw. neu anzustoßen sowie zu dokumentieren. Abschließend war eine Auflistung vorbereitet, die im Sinne eine To-Do-Liste für das lokale Bündnis genutzt werden konnte. In diesem Zwischenbericht wird eine Auswertung der zurückgesendeten Arbeitshilfen vorgenommen. 
Um die Prozesse auf lokaler Ebene insgesamt besser einschätzen zu können, wurden im Juni/Juli 2020 Reflexionsgespräche mit Vertreter*innen der 10 ausgewählten Kommunen durchgeführt, die bereits seit dem Frühjahr 2019 begleitet worden waren. Aufbauend auf einer Auswertung der Arbeitshilfen dieser Kommunen wurden die weitere Arbeit der Bündniskerngruppe und die Verankerung von Strukturen lokaler Kooperation, die Einbindung der Bausteine aus „Durchstarten in Ausbil-dung und Arbeit“ – einschließlich des THMs – in die lokalen Strukturen und Prozesse sowie Perspektiven für die Förderung nachhaltiger Integrations- und Bildungsketten thematisiert. Alle Themen wurden dabei auch im Hinblick auf mögliche Einflüsse der Corona-Pandemie diskutiert. In diesem Bericht wird eine themenzentrierte Auswertung der Reflexionsgespräche vorgenommen, die mit der inhaltlichen Auswertung der Arbeitshilfe „Prozessmanagement“ (Kap. 4) zusammengeführt wird.  
Im Anschluss an die verschiedenen Auswertungen werden Schlussfolgerungen und Empfehlungen zusammengefasst (Kap. 5). Zum Abschluss (Kap. 6) werden Planungen für eine Weiterführung der wissenschaftlichen Begleitung der Landesinitiative „Gemeinsam klappt’s“ für das Jahr 2021 vorgelegt. Nachdem in den Jahren 2018/19 zunächst der Aufbau der Initiative im Mittelpunkt gestanden hatte, waren für das Jahr 2020 Auswertungen zu der Implementation der Initiative mit ihren unterschiedlichen Bausteinen vorgesehen. Da die Planungen in den Kommunen durch die Pandemie häufig nicht im gewünschten Umfang umgesetzt werden konnten, werden auch im Jahr 2021 noch Implementationsschritte erfolgen müssen, bevor es dann im Weiteren möglich sein wird, Wirkungen der Initiative zu analysieren und zu dokumentieren. Dabei wird es vor allem um die nachhaltige Verankerung von Strukturen und Prozessen und damit um die Voraussetzungen für die Förderung von „Integration durch Bildung“ für junge volljährige Geflüchtete – insbesondere für die Zielgruppe der Geduldeten und Gestatteten – als Langfristaufgabe gehen.

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