Im Labyrinth der Gewalt : Gewerkschaften im kolumbianischen Bürgerkrieg
In keinem Land der Erde sind in den letzten Jahrzehnten Gewerkschaften derart von physischer Gewalt getroffen worden wie in Kolumbien. Zwischen 1977 und 2015 wurden über 3000 Mitglieder ermordet. Größer noch ist die Zahl derer, die verschleppt, mit dem Tode bedroht, widerrechtlich verhaftet, vertrieben oder anderen Gewalttaten ausgesetzt wurden. Der Internationale Gewerkschaftsbund zählt Kolumbien zu den „World’s Worst Countries for Workers“. Der Beitrag behandelt die Frage, wie die enorme physische Gewalt, der Gewerkschaftsmitglieder in Kolumbien in den letzten Jahrzehnten ausgesetzt waren, mit dem Bürgerkrieg zusammenhängt. Wieweit lassen sich die Gewalttaten aus der Konfliktdynamik der kollektiven Arbeitsbeziehungen erklären? Oder rührt die Gewalt gegen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus der Dynamik des übergreifenden, gewaltsam ausgetragenen gesellschaftlichen Konflikts?
Colombian unions have been exposed to physical violence more than any other trade unions in the world in recent decades. Between 1977 and 2015, more than 3000 members were murdered. In addition, a considerable number of members were kidnapped, threatened with violence, unlawfully arrested, expelled or exposed to other violent acts. The International Trade Union Confederation (ITUC) has labelled Colombia one of the “World’s Worst Countries for Workers”. This paper addresses the question in how far the Colombian civil war and the tremendous physical violence against Colombian trade unionists are connected. In short, this raises two questions. Firstly, to what extent can the violence be explained by conflict dynamics within collective labour relations? Secondly, can the violence against unionists be traced back to overarching violence, stemming from societal conflicts?
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