Lohnfindung und Lohnungleichheit in Deutschland

Auf den Punkt ...
  • Die umfassende Lohnkoordinierung und eine relativ ausgeglichene Einkommensverteilung galten lange Zeit als zentrale Merkmale des deutschen Kapitalismusmodells und als Vorbedingung seiner ausgeprägten internationalen Konkurrenzfähigkeit.
  • Die Lohnentwicklung der letzten beiden Jahrzehnte zerfällt in zwei Phasen, rückläufige Löhne bis zur Finanzmarktkrise und einen tendenziellen Lohnanstieg danach, der aber den Einbruch der Lohnquote nicht vollständig auffangen konnte.
  • Die Lohnungleichheit hat deutlich zugenommen. Dies liegt sowohl am Rückgang der Tarifbindung als auch an der Schwächung der Lohnkoordination zwischen den Branchen, der Ausweitung des Niedriglohnsektors sowie dem Anstieg der höheren Arbeitnehmerentgelte.
  • Die Branchenentwicklungen sind, trotz ähnlicher Herausforderungen wie der Auslagerung von Tätigkeiten aus dem Tarifbereich, unterschiedlich. In der Metallindustrie gehen Modernisierungs- und Fragmentierungstendenzen der Lohnfindung Hand in Hand, in den Dienstleistungssektoren des Bankgewerbes und des Einzelhandels ist die Modernisierung der Entgeltstrukturen blockiert.
  • Der Staat hat mit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns eine wichtige Rolle in der Lohnfindung übernommen, aber er kann die Lohnkoordinierung durch Tarifverträge nicht ersetzen. Die weitere Entwicklung des Modells steht und fällt deshalb mit der Organisationsmacht und der Handlungsfähigkeit der Tarifvertragsparteien.
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