Jugendarbeitslosigkeit in Europa : Warum versagen milliardenschwere Hilfsprogramme?
Auf den Punkt ...
- Die offene und versteckte Jugendarbeitslosigkeit hat in Süd- und Teilen Osteuropas ein dramatisch hohes Niveau erreicht. Die Folgen der Finanzkrise und der Sparpolitik wurden in diesen Ländern überproportional auf die nachwachsende Generation abgewälzt.
- Die arbeitslosen Jugendlichen in den Krisenländern sind deutlich besser als die älteren Beschäftigten qualifiziert. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit kann nicht mit Qualifikationsdefiziten erklärt werden.
- In Ländern mit einem dualen Berufsbildungssystem, wie Deutschland, Österreich, Schweiz oder Dänemark, haben Jugendliche geringere Übergangsprobleme als in Ländern mit anderen Bildungssystemen, da die Sozialpartner und die Unternehmen Verantwortung für die Integration der Jugendlichen übernehmen.
- Zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit hat die EU seit 2010 umfangreiche Hilfsprogramme aufgelegt. Über 90 Milliarden Euro stehen für "Jugendgarantie", "Beschäftigungsinitiative für junge Menschen" und andere Hilfsmaßnahmen zur Verfügung, wurden aber bislang kaum abgerufen, da Planungs- und Umsetzungskapazitäten fehlen und Unternehmen eher Personal abbauen als neue Arbeitskräfte einzustellen.
- Die vollmundige Rhetorik der EU, allen Jugendlichen spätestens nach viermonatiger Arbeitslosigkeit eine hochwertige Arbeitsstelle oder eine geeignete Qualifizierung anzubieten, kann in vielen Teilen Europas nur als Zynismus empfunden werden. Ohne eine Einbettung in eine überzeugende Wachstumsstrategie wird dieses Versprechen auch nicht annähernd einzulösen sein.