Versäulung - Vermarktung - Vernetzung : vom Dritten Sektor zur Drei-Sektoren-Allianz ; Studien zur Entwicklung und Steuerung am Beispiel der Erwachsenen- und Familienbildungsarbeit

Zusammenfassung Vielfältige Probleme wie ein ‚enthemmter Markt’, leere Staatskassen, Langzeitarbeitslosigkeit, steigende Anforderungen an Sozialsysteme, der demographische Wandel, Kinderlosigkeit, Chancenungleichheiten, Fragen hinsichtlich des europäischen Raums und den weltweiten Herausforderungen der Globalisierung, Armut und Umweltprobleme, der dynamische Wandel von Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt verändern die Bedingungen für eine Steuerung gesellschaftlicher Entwicklungen grundlegend. Beim Auseinanderdriften der Problem- und Steuerungsebenen erweisen sich herkömmliche, insbesondere staatliche Regelungsmechanismen als immer weniger geeignet, die Lage und die Herausforderungen zu bewältigen. Insbesondere im Spannungsfeld von Globalisierungs- und Regionalisierungstendenzen entsteht Druck auf verschiedene Regelungssysteme. Während, bedingt durch die ökologischen Nebenwirkungen der wirtschaftlichen Globalisierung, neue übergreifende Lösungsaktivitäten benötigt werden, sind gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Prozesse der Subsidiarisierung, Dezentralisierung und Regionalisierung auf nationaler und europäischer Ebene zu beobachten. Lokale und regionale Aktivitäten fordern ein neues Verständnis von gesellschaftlicher Entwicklung mit veränderten Kommunikations- und Steuerungsmustern auf verschiedenen räumlichen Ebenen. Vor diesem Hintergrund erleben interessanterweise Organisationen des Dritten Sektors zwischen Markt und Staat eine Renaissance in der öffentlichen und wissenschaftlichen Wahrnehmung. Bislang wurden sie eher als vorübergehendes Phänomen der Krise betrachtet. Vor dem Hintergrund des ausbleibenden globalen Booms der Marktwirtschaft jedoch steht die Frage im Raum, ob sich der Dritte Sektor auch zu einem neuen Paradigma der gesellschaftlichen Reproduktion entwickeln kann. Am Beispiel der Entwicklung und Steuerung der Erwachsenen- und Familienbildungseinrichtungen wird in dieser Untersuchung dargestellt, welche politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung Organisationen des Dritten Sektors einnehmen. Während Erwachsene und Familien dem rasch wechselnden politischen, gesellschaftlichen, beruflichen und familiären Wandel ausgesetzt sind und bedarfsgerechte Programme, Konzepte und Bildungsangebote dringend benötigen, stehen Verantwortliche in den Bildungseinrichtungen vor dem Dilemma der abnehmenden öffentlichen Finanzierung und suchen händeringend nach effektiven und effizienten Lösungen. Nach der Versäulung und der Vermarktung sozialer Dienstleitungen, welche insbesondere im Bildungsbereich seit langem praktiziert wurden und werden, öffnet sich nun der Blick auch auf die Vernetzung. Drei-Sektoren-Allianzen zwischen Staat, Markt und Gemeinschaft ermöglichen neue Problemlösungs- und Handlungspotentiale. Verbunden ist damit auch die Neu- bzw. Wiederentdeckung der Profile, Kernbereiche oder Wurzeln der Erwachsenen- und Familienbildungsarbeit, die sich als besonders geeignet zeigen, soziales Kapital bewusst zu gestalten und zu vermehren. Neben den Kostenträgern und den Professionellen sind nun auch die Nutzer der Bildungsangebote gehalten, sich neu zu orientieren und zu organisieren. Erwachsenen- und Familienbilder müssen sich dann die Frage stellen, ob und wie sie zivilgesellschaftliche Strukturen in sozialen Räumen befördern können, wie sie Prozesse der Partizipation in Gang setzen oder wie sie die Bildungsoptionen und Autonomiepotentiale der Erwachsenen und Familien eröffnen können.

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