Desinformation in Messenger-Diensten : Aktuelle Herausforderungen & Handlungsempfehlungen für rechtliche und gesellschaftliche Maßnahmen

Die Verbreitung von Desinformation in digitalen Medien stellt eine wachsende Herausforderung und ernsthafte Bedrohung für den gesellschaftlichen Frieden und demokratische Prozesse dar. Insbesondere Messenger-Dienste wie Telegram und WhatsApp haben sich zu Plattformen entwickelt, auf denen falsche Informationen massenhaft verbreitet werden. Bislang mangelt es an effektiven Gegenstrategien, die auf die komplexen Dynamiken der Desinformationsverbreitung auf Messenger-Diensten zugeschnitten sind. In diesem Policy Paper präsentieren Forschende der Informatik, Rechtswissenschaften, Psychologie und Journalismus (gefördert durch das BMBF-Projekt DYNAMO) gemeinsame Handlungsempfehlungen und zeigen weiteren Forschungsbedarf auf.

Zunächst wird beschrieben, wie Messenger-Dienste zur Bildung von verfassungsfeindlichen und staatsskeptischen Gegenöffentlichkeiten genutzt werden. Bei der Analyse des aktuellen Rechtsrahmens wird festgestellt, dass bestehende Rechtsakte, wie der Digital Services Act (DSA) der EU, die spezifischen Herausforderungen von Desinformation in Messenger-Diensten nicht angemessen adressieren. Es besteht daher ein deutlicher Bedarf an ergänzenden Maßnahmen, um die Verbreitung von Desinformation in Messenger-Diensten effektiv und grundrechtskonform einzudämmen. Das Policy Paper macht konkrete Vorschläge zur Ergänzung des DSA, die auf die besondere Situation von Messenger-Diensten zugeschnitten sind.

Im Zentrum des Policy Papers steht die Analyse und Bewertung eines Ansatzes zur Prävention der Desinformationsverbreitung in Messenger-Diensten, das sog. Prebunking. Im Vergleich zu herkömmlichen Faktenchecks setzt Prebunking vor der eigentlichen Verbreitung von Desinformation an, indem entweder eine spezifische Aufklärung über einzelne Desinformationsinhalte erfolgt (Narrow-Spectrum) oder die generelle Medienkompetenz geschult wird (Broad-Spectrum). Unter Berücksichtigung aktueller psychologischer und kommunikationswissenschaftlicher Forschungsergebnisse wird das Prebunking kritisch hinsichtlich seiner technologischen und rechtlichen Umsetzbarkeit bewertet. Auch wenn Prebunking insgesamt als gut umsetzbare Strategie betrachtet werden kann und breitgefasste Ansätze eine technisch einfach umsetzbare sowie grundrechtsschonende Möglichkeit der Regulierung von Messenger-Diensten darstellen, deuten psychologische Studien darauf hin, dass inhaltlich spezifische Ansätze wirksamer sein könnten. Es bedarf daher weiterer Untersuchungen zur empirischen Wirksamkeit und grundrechtskonformen und praktischen Anwendbarkeit.

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