Die epistemische Inklusivität von Rationalität aus demokratietheoretischer Perspektive

Demokratischen Gesellschaften werden von einer Vielzahl von Personen mit unterschiedlichen lebensweltlichen Bezügen geprägt. Die sich daraus entwickelnden pluralen Positionen sind ein bedingender Bestandteil der öffentlichen Diskussion. Dies gilt ebenso für die Argumente, die sie begründen. Zugleich sind diese unterschiedlichen Argumentationsperspektiven diskursiver Gegenstand und Ausgangspunkt der demokratischen Gesellschaft. Eine Referenzgröße für den Gültigkeitsanspruch von Argumenten ist Rationalität. Diese demokratietheoretische Untersuchung diskutiert die epistemische Inklusivität von Rationalität in demokratischen Prozessen. Abhängig davon, wie inklusiv Rationalität epistemisch konzeptioniert wird, entscheidet sich, welche Argumente prinzipiell von Anfang an Eingang in den demokratischen Diskurs finden. Ebenso wird beeinflusst, ob das von deliberativen Demokratieansätzen postulierte Prinzip der Inklusion aller Betroffenen als Wesensmerkmal von Demokratie befördert und nicht a priori begrenzt wird. Zur Beantwortung dieser Frage werden in dieser Untersuchung exemplarisch religiös und kulturell geprägte Wissensbezüge als potenziell demokratiefähige epistemische Ressourcen der Begründung von Argumenten untersucht.

Es wird diskutiert, dass für die egalitäre Inklusion von Begründungsperspektiven eine epistemische Erweiterung und Pluralisierung eines vom politischen Liberalismus geprägten Rationalitätsverständnisses erforderlich ist. Ein solches epistemisch inklusives Rationalitätsverständnis basiert auf dem Prinzip der Begründung als Prozess, der durch die Kernprinzipien der Rechtfertigung, der Reflexivität und der Reziprozität bestimmt wird. Überdies wird deutlich, dass die Inklusion epistemischer Ressourcen im Sinne der Demokratiefähigkeit dieser zu inkludierenden Begründungsperspektiven in ein epistemisch erweitertes Verständnis von Rationalität mit der grundlegenden Politisierung dieser epistemischen Ressourcen einhergeht. Diese Argumentationsperspektiven können als Teil des Politischen durch die Berücksichtigung als epistemischer Bestandteil von Rationalität in demokratischen Prozessen sowohl begründet angenommen als auch begründet abgelehnt werden.

Democratic societies are shaped by a number of people with different aspects of life. The resulting pluralist positions are a precondition for the public debate. The same applies to the arguments on which they are based. At the same time, these different perspectives of argumentation are a discursive object and starting point of democratic society. Rationality is a reference quantity for the validity of arguments. This democratic theoretical study discusses the epistemic inclusiveness of rationality in democratic processes. Depending on how inclusive rationality is epistemically conceived, it is decided which arguments find their way into the democratic discourse from the beginning. It also influences whether the principle of inclusion of all concerned, postulated by deliberative approaches to democracy, is promoted as an essential feature of democracy and not limited a priori. In order to answer this question, this study examines exemplary religious and culturally shaped knowledge references as potentially democratic epistemic resources for the reason of arguments.

It is argued that the egalitarian inclusion of justification perspectives requires an epistemic expansion and pluralization of an understanding of rationality shaped by political liberalism. Such an epistemically inclusive understanding of rationality is based on the principle of justification as a process determined by the core principles of justification, reflexivity and reciprocity. Moreover, it becomes clear that the inclusion of epistemic resources in terms of the democratic capacity of these explanatory perspectives to be included in an epistemically expanded understanding of rationality goes hand in hand with the politicization of these epistemic resources. These argumentative perspectives can be accepted as well as rejected as part of the political by considering rationality as an epistemic component in democratic processes.

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