Die Rolle von Führungskräften bei der Implementierung von organisationalen Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz : eine Untersuchung am Beispiel des Arbeitsplatzes Krankenhaus

Die Forschung zeigt, dass für die erfolgreiche Umsetzung von organisationalen Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung (Arbeitsgestaltungsmaßnahmen) die Unterstützung von Führungskräften von entscheidender Bedeutung ist. Es gibt nur wenige Erkenntnisse darüber, wie Führungskräfte solche Maßnahmen wahrnehmen und welche Bedingungen Führungskräfte dazu veranlassen, sich für die Gestaltung gesünderer Arbeitsbedingungen zugunsten der Beschäftigten einzusetzen. Auf der Grundlage der Theorie des geplanten Verhaltens (TPB) untersucht die Dissertation diese handlungsleitenden Bedingungen (mentale Modelle), die als Ansatzpunkte für die Einbeziehung von Führungskräften in die Umsetzung von organisationalen Arbeitsgestaltungsmaßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit ihrer Beschäftigten dienen.

Mit den drei durchgeführten Studien verfolgt die Dissertation verschiedene Zielsetzungen: Die erste Studie leistet einen Beitrag zum besseren Verständnis von handlungsleitenden Denkmodellen von Führungskräften in Bezug auf organisationale Arbeitsgestaltungsmaßnahmen, indem sie die bisher fragmentierte Literatur in diesem Bereich aus der Perspektive der TPB systematisiert und theoretisch einordnet. Dies ermöglicht theoretisch fundierte Schlussfolgerungen darüber, ob Führungskräfte potentiell bereit sind, organisatorische Interventionen zu fördern oder zu unterstützen. Der methodische Ansatz orientiert sich an den üblichen Schritten für qualitative systematische Reviews und Methasynthesen. Die Studie zeigt, dass das Zusammenspiel dreier Komponenten mentaler Modelle das Verhalten von Führungskräften bei der Umsetzung organisationaler Arbeitsgestaltungsmaßnahmen lenkt: die Einstellungen der Führungskräfte und die wahrgenommenen organisationalen Normen in Bezug auf die Maßnahmenziele sowie ihre wahrgenommene Kontrolle bei der Durchführung des tatsächlichen Verhaltens zur Umsetzung der Arbeitsgestaltungsmaßnahmen.

Die zweite Studie zielte darauf ab, Informationen bereitzustellen, die dazu beitragen, die aktive Unterstützung von Führungskräften für organisationale Arbeitsgestaltungsmaßnahmen in Krankenhäusern zu fördern. In einem deutschen Krankenhaus wurden halbstrukturierte Interviews mit 37 Führungskräften (Chefärzte, Oberärzte und leitende Pflegekräfte) durchgeführt, die mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet wurden. Es konnte festgestellt werden, dass sich die Mehrheit der Führungskräfte der Bedeutung gesundheitsförderlicher Maßnahmen bewusst ist. Es gab eine hohe Variation in der Wahrnehmung von organisationalen Normen in Bezug auf die Förderung der psychischen Gesundheit der Mitarbeitenden. Verhaltenskontrolle zur Unterstützung von Arbeitsgestaltungsmaßnahmen wurde eher auf individueller (z.B. Mitarbeitergespräche, berufliche Entwicklung oder Unterstützung) und Teamebene (z.B. faire Arbeitszeiten, regelmäßige Teamsitzungen) wahrgenommen, weniger auf organisationaler Ebene. Auf der Basis der Ergebnisse der Interviewstudie wurde ein Workshop für obere Führungskräfte im Krankenhaus entwickelt, mit dem Ziel, deren Gestaltungskompetenz für gesunde Arbeitsbedingungen zu fördern.

Die dritte Studie verfolgte das Ziel, die identifizierten handlungsleitenden Bedingungen und Wirkungsmechanismen zur Vorhersage eines gesundheitsförderlichen Führungsverhaltens quantitativ empirisch zu belegen. Die übergeordnete Rolle von organisationalen Normen und deren Beeinflussung der anderen TPB-Komponenten konnte mithilfe von Regressionsanalysen mit paralleler Mediation empirisch bestätigt werden. Basierend auf längsschnittlich erhobenen Daten konnte aufgezeigt werden, dass gesundheitsbezogene organisationale Normen von Bedeutung sind, um Führungskräfte für die Gestaltung gesundheitsförderlicher Arbeitsbedingungen zu gewinnen. Zudem liefern die Ergebnisse Hinweise darauf, warum sich diese Normen auf ein gesundheitsförderliches Führungsverhalten auswirken.

Die Dissertation trägt zu einem differenzierteren Verständnis der handlungsleitenden Bedingungen (mentalen Modelle) von Führungskräften zu organisationalen Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung bei. Die Ergebnisse der Arbeit lassen sich zur theoretischen Weiterentwicklung des Prozessmodells „gesunder Führung“ nutzen, indem sie wesentliche handlungsleitende Bedingungen aufzeigen, die Führungskräfte dazu veranlassen gesundheitsförderlich zu führen. Bezogen auf diese Bedingungen konnten Handlungsansätze abgeleitet werden, mithilfe dessen Führungskräfte für die Gestaltung gesünderer Arbeitsbedingungen in Organisationen gewonnen werden können.   Hervorgehoben wird die Bedeutung organisationaler Normen, die sich auf die Einstellungen sowie die wahrgenommene Verhaltenskontrolle von Führungskräften auswirken und das gesundheitsförderliche Führungsverhalten beeinflussen.

Research indicates that managers’ active support is essential for the successful implementation of mental health-related organizational (work design) interventions. There is limited evidence on how managers perceive such interventions and what conditions lead managers to engage in designing healthier working conditions for the benefit of employees. Based on the Theory of Planned Behavior (TPB), the dissertation examines these action-guiding conditions (mental models) that serve as starting points for engaging managers in the implementation of organizational work design measures to promote the employee’s mental health.

The dissertation pursues different objectives with the three studies conducted: The first study contributes to a better understanding of managers’ action-guiding mental models regarding mental health-related organizational interventions by systematizing and theoretically classifying the hitherto fragmented literature in this field from the perspective of the theory of planned behavior (TPB). This allows theoretical sound conclusions to be drawn about whether managers may be potentially willing to promote or support organizational interventions. The methodological approach follows the conventional steps for systematic reviews and meta-syntheses of qualitative data. The study shows that the interaction of three components of mental models guides leaders' behavior in implementing organizational work design interventions: leaders' attitudes and perceived organizational norms related to intervention goals, and their perceived control in performing the actual behavior of implementing work design interventions.

The second study aimed to provide information that help to foster managers active support of health-related work design interventions in hospitals. Semi-structured interviews with 37 managers (chief physicians, senior physicians, and senior nurses) were carried out in a German hospital. The data were subjected to a qualitative content analysis. It was found that the majority of managers are aware of the importance of health-related work design. There was a high variation in the perception of organizational norms related to mental health promotion of employees. Behavioral control for supporting interventions is perceived more on an individual (e.g., appraisal interviews, professional development or support) and team level (e.g., fair work schedule, regular team meetings), less on an organizational level. Based on the results of the interview study, a workshop for upper-level hospital managers was developed with the aim of promoting their competence in designing healthy working conditions.

The third study intended to provide quantitative empirical evidence of the identified action-guiding conditions and mechanisms for predicting health-promoting leadership behavior. The predominant role of organizational norms and their influence on the other TPB components was empirically confirmed using regression analyses with parallel mediation. Based on longitudinal data, it could be shown that health-related organizational norms are important in attracting managers to design health-promoting working conditions. In addition, the results provide evidence why these norms have an impact on health-promoting leadership behavior.

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