Y-Balance Testleistungen für die unteren und oberen Extremitäten im Kindes- und Jugendalter : Untersuchungen zur Validität, zur Reliabilität und zu Normwerten
Hintergrund: Das Gleichgewicht und die Beweglichkeit (Schultermobilität/ -stabilität) repräsentieren grundlegende motorische Fähigkeiten. Ein weitverbreiteter Test zur Erfassung und Bewertung dieser beiden Fähigkeiten ist der Y-Balance-Test (YBT). Der YBT kann sowohl für die unteren Extremitäten (YBT-LQ) zur Gleichgewichts- als auch für die oberen Extremitäten (YBT-UQ) zur Beweglichkeitsdiagnose eingesetzt werden. Für das Kindes- und Jugendalter existieren jedoch bislang keine Studien zur Ausprägung der Testgütekriterien Validität und Reliabilität. Zudem fehlen Studien zu alters- und geschlechtsspezifischen Referenzwerten.
Ziel: Die Ziele dieser Dissertation bestanden darin, die Validität und Reliabilität des YBT im Kindes- und Jugendalter zu überprüfen sowie alters- und geschlechtsspezifische Referenzwerte für den Altersbereich von 10–17 Jahren zu erstellen.
Methoden: Die Untersuchung der Diskriminanzvalidität (Studie I) erfolgte für den YBT-LQ durch den Vergleich der Leistungen zwischen Fußballern (n=69) und Nichtsportlern (n=69) mit einem mittleren Alter von ca. 14 Jahren und für den YBT-UQ durch den Vergleich der Leistungen zwischen Schwimmerinnen und Schwimmern (n=74) und Nichtsportlerinnen und - sportlern (n=74) mit einem mittleren Alter von ca. 12 Jahren. Die Untersuchung der Test-Retest-Reliabilität (Studie II und III) erfolgte für den YBT-LQ (N=178, Alter: 11–19 Jahre) wie auch für den YBT-UQ (N=111, Alter: 12–17 Jahre) bei Kindern und Jugendlichen. Die Bestimmung alters- und geschlechtsspezifischer Referenzwerte (Studie IV und V) erfolgte sowohl für den YBT-LQ (N=669) als auch für den YBT-UQ (N=665) bei 10- bis 17-jährigen Personen.
Ergebnisse: Die Überprüfung der Diskriminanzvalidität (Studie I) ergab signifikant bessere Leistungen im YBT-LQ und im YBT-UQ für die trainierten im Vergleich zu den untrainierten Personen. Zudem betrug die Chance zwischen den beiden Personengruppen zu differenzieren, einen AUC-Wert von ≥74 % für den YBT-LQ und von ≥71 % für den YBT-UQ. Die Prüfung der Test-Retest-Reliabilität (Studie II und III) offenbarte ICC-Werte zwischen 0,40 und 0,96 für den YBT-LQ und zwischen 0,47 und 0,97 für den YBT-UQ, was auf eine „mäßig bis gute“ bis „ausgezeichnete“ Wiederholbarkeit hinweist. Auch die relativ niedrigen SEM-Werte (<10 %) in beiden Tests unterstreichen das Vorliegen der Test-Retest-Reliabilität. Zudem wurden für beide Tests MDC-Werte ermittelt, um klinisch relevante Effekte zu identifizieren. Des Weiteren wurden für beide Tests signifikante Unterschiede in Abhängigkeit vom Alter und Geschlecht gefunden (Studie IV und V). Zudem zeigten die Perzentilkurven sowohl für die Jungen als auch für die Mädchen kurvilineare Verläufe.
Konklusion: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der YBT ein valider Test ist, um zwischen trainierten und untrainierten Jugendlichen hinsichtlich des Gleichgewichts (YBT-LQ) und der Beweglichkeit (YBT-UQ) zu diskriminieren. Somit ist es möglich, diesen Test zur Identifikation von leistungsstarken versus -schwachen Heranwachsenden einzusetzen und diesen dann entsprechende Förderprogramme (Talent- oder Bewegungsförderung) zu empfehlen. Zudem deuten die Ergebnisse darauf hin, dass der YBT ein zuverlässiger Test zur Erfassung des Gleichgewichts (YBT-LQ) und der Beweglichkeit (YBT-UQ) bei Kindern und Jugendlichen ist und somit sich zur Detektion von Veränderungen (z. B. im Rahmen von Interventionen) eignet. Außerdem verweisen die Ergebnisse auf eine alters- und geschlechtsabhängige Ausprägung des Gleichgewichts und der Beweglichkeit (Schultermobilität/ -stabilität) im Kindes und Jugendalter, so dass die berechneten Referenzwerte eine entwicklungsgemäße Klassifikation der individuellen Leistung ermöglichen.
Background: Balance and flexibility (i.e., shoulder mobility/stability) represent basic motor abilities. A widely used test to assess and evaluate these two abilities is the Y-Balance-Test (YBT). The YBT can be used for both the lower extremities (YBT-LQ) for balance and the upper extremities (YBT-UQ) for flexibility assessment. For children and adolescents, however, there are no studies available that investigated the test quality criteria validity and reliability. In addition, there is a lack of studies on age- and sex-specific reference values.
Aims: The purposes of this PhD thesis were to examine the validity and reliability of the YBT in childhood and adolescence and to establish age- and sex-specific reference values for 10- to 17-year-olds.
Methods: Discriminative validity (study I) was studied for the YBT-LQ by comparing performance between male soccer players (n=69) and male non-athletes (n=69) with a mean age of approximately 14 years, and for the YBT-UQ by comparing performance between female and male swimmers (n=74) and female and male non-athletes (n=74) with a mean age of approximately 12 years. Test-retest reliability (study II and III) was investigated for the YBT-LQ (N=178, age: 11–19 years) as well as for the YBT-UQ (N=111, age: 12–17 years) in children and adolescents. The determination of age- and sex-specific reference values (study IV and V) was carried out for the YBT-LQ (N=669) as well as for the YBT-UQ (N=665) in 10- to 17-year-olds.
Results: The investigation of discriminative validity (study I) revealed significantly better performances in the YBT-LQ and YBT-UQ for the trained compared to the untrained participants. In addition, the chance to discriminate between both groups yielded an AUC value ≥74% for the YBT-LQ and an AUC value ≥71% for the YBT-UQ. The assessment of test-retest reliability (study II and III) revealed ICC values between 0.40 and 0.96 for the YBT-LQ and between 0.47 and 0.97 for the YBT-UQ, indicating "moderate to good" to "excellent" repeatability. The relatively low SEM values (<10%) in both tests also highlights the presence of test-retest reliability. In addition, MDC values were determined for both tests to identify clinically relevant effects. Further, significant differences were found for both tests as a function of age and sex (study IV and V). In addition, the percentile curves showed curvilinear progressions for both boys and girls.
Conclusion: The results suggest that the YBT is a valid test to discriminate between trained and untrained adolescents in terms of balance (YBT-LQ) and flexibility (YBT-UQ). Thus, it is possible to use these tests to identify high-performing versus low-performing adolescents and then recommend appropriate training programs to them (i.e., promoting talents or person with low performance levels). In addition, the results indicate that the YBT is a reliable test for assessing balance (YBT-LQ) and flexibility (YBT-UQ) in children and adolescents and is thus suitable for detecting changes (e.g., due to physical fitness interventions). Furthermore, the results indicate an age- and sex-specific expression of balance and flexibility (i.e., shoulder mobility/stability) in children and adolescents, so that the calculated reference values allow a developmentally appropriate classification of individual performance.