Entwicklung eines nebenwirkungsarmen experimentellen Schmerzmodells zur Untersuchung der Kontextmodulation der pharmakologischen Analgesie

Der Cold-Pressor-Test (CPT) stellt ein Einfaches und bewährtes, experimentelles Akutschmerzmodell dar, bei dem mittels Umwälzthermostat auf 6 °C gekühltes Wasser zur Induktion von tonischem Kälteschmerz benutzt wird. Das Verfahren wurde in früheren Studien oft mit Opioiden gekoppelt, um zum einen die der pharmakologischen Analgesie zugrunde liegenden Mechanismen und zum anderem die Wirkung anderer Analgetika auf den CPT, mit Opioiden als Komparator, zu untersuchen. Die typischen Nebenwirkungen der Opioide führten beim CPT zur vorzeitigen Entblindung und ließen Bedenken bezüglich der Sicherheit des Paradigmas aufkommen. Bisher wurde das in Deutschland klinisch als mittelstarkes Analgetikum weit verbreitete Metamizol hinsichtlich Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit im CPT nicht systematisch untersucht. In der vorliegenden Arbeit wurden nun die Hypothesen untersucht, inwiefern Metamizol in einer klinisch üblichen Dosierung zu einer signifikanten Abschwächung des tonischen Kälteschmerzes führt und dabei keine schweren Nebenwirkungen zeigt. In einem randomisierten, placebo-kontrollierten und doppelblinden Studiendesign wurden N = 81 gesunde Probanden randomisiert und einem tonischen Kältereiz exponiert, wobei n = 40 Probanden 800 mg Metamizol und n = 41 Probanden ein Placebo zur oralen Einnahme vor dem CPT erhielten. Es zeigte sich eine signifikant verringerte Schmerzintensität und verlängerte Schmerztoleranz bei Probanden der Metamizol- Gruppe, jedoch ohne eine signifikant erhöhte Nebenwirkungsrate im Vergleich zur Kontroll-Gruppe. Die Ergebnisse deuten auf eine moderate schmerzlindernde und nebenwirkungsarme Wirkung von Metamizol auf den tonischen Kälteschmerz hin. Limitierend ist anzuführen, dass Metamizol aufgrund des Risikos einer Agranulozytose in diversen Ländern nicht zugelassen ist, was dort die humanexperimentelle Anwendung eingeschränkt. Allerdings konnte in Metanalysen, vor allem bei der einmaligen oralen Einnahme, kein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Agranulozytose festgestellt werden. Durch die Abwesenheit von konfundierenden und probandengefährdenden Nebenwirkungen ist das Metamizol-CPT-Modell vielversprechend und kann in Zukunft für die psychopharmakologische Erforschung von möglichen Kontextfaktoren (z.B. durch soziales Lernen, Erwartungsmodulation und Placebo-Interventionen) pharmakologisch induzierter Analgesie hilfreich sein.

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