Neuropsychologische Veränderungen von Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnisfunktionen sowie Lern- und Merkfähigkeit bei Patienten nach Lungentransplantation
Die neurokognitive Leistungsfähigkeit (NKLF) von Patienten nach Lungentransplantation (LTX) ist bisher nur schlecht untersucht und nur wenige Studien befassen sich mit diesem Thema. Klinische Erfahrungen von behandelnden Ärzten lassen jedoch eine Beeinträchtigung der NKLF mit zunehmender Dauer nach LTX vermuten. Daher wurde in dieser Querschnittsstudie die Gedächtnisleistung von 106 Patienten mit bis zu einem Jahr (n=13), ein bis fünf (n=36) Jahre und mehr als fünf Jahre (n=57) nach LTX analysiert. Zusätzlich wurde in diesen 3 Gruppen die Lebensqualität, das Vorhandensein von Depression und Angst und die allgemeine Alltagsaktivität erfasst. Im Verbalen Lern- und Merkfähigkeitstest zeigten Patienten, die schon länger als 1 Jahr transplantiert waren, eine höhere Leistung in der Encodierungs- und Abrufleistung des verbalen Gedächtnisses als Patienten, deren LTX kürzer als 1 Jahr zurücklag. Mittels Blockspannbrett und Zahlenspanne wurde das Kurz- und Arbeitsgedächtnis getestet. Hier zeigte sich kein signifikanter Unterschied. Die figurale Merkfähigkeit und die visuo-konstruktiven Fähigkeiten wurden mittels Benton-Test erfasst, der ebenfalls keine signifikanten Unterschiede zeigte. Unklar ist allerdings, ob tatsächlich kein Effekt vorhanden war oder ein vorhandener Effekt nicht nachgewiesen werden konnte. Angst und Depression wurden mittels Hospital Anxiety and Depression Scale gescreent. Verdächtig auf Depression waren 8,6% der Befunde, was in etwa der deutschen Normalbevölkerung entspricht. Allerdings wurden 24,6% der Erhebungen im Bereich Angst durch den verwendete Screnningfragebogen als „suspekt“ klassifiziert. Im SF-36 Fragebogen zum Gesundheitszustand erreichte Gruppe 1 im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen signifikant höhere Werte im Bereich „Vitalität“. In den anderen Subgruppen des SF-36 gab es zwischen den 3 Gruppen keine signifikanten Unterschiede. Ein follow-up der untersuchten Kohorte wäre sinnvoll, um den Verlauf der Gedächtnisleistung verfolgen zu können, da sich durch die vorliegende Arbeit hier kein eindeutiges Bild ergibt. Auch die hohe Prävalenz von Angst verdient eine eingehendere Betrachtung in folgenden Untersuchungen und insbesondere auch in der routinemäßigen Inkludierung dieser Testbatterie bei den Untersuchungen zur Listung und zur Nachsorge von Patienten nach LTX.