Die Integration von Langzeiterwerbslosen in den ersten Arbeitsmarkt : Gelingensbedingungen am Beispiel von drei Modellprojekten des Landes Nordrhein-Westfalen

Phasen der Massenerwerbslosigkeit durchziehen die deutsche Geschichte und waren in der Vergangenheit oft Folge globaler Ereignisse, wie etwa von Wirtschaftskrisen, Kriegen oder Rohstoffknappheit (Hartwich, Laatsch-Nikitin & Schaal, 1975, S. 10-27). Seit den 60er-Jahren nahm der prozentuale Anteil der Erwerbslosen in der Gesellschaft jedoch auch losgelöst von solch temporären Ereignissen stetig zu. Aus diesem Grund wurde 1969 die aktive Arbeitsmarktpolitik gesetzlich verankert, die zu einer langfristigen Verringerung der Arbeitslosenzahlen führen sollte (Altmann, 2004, S. 38). Während die Arbeitslosigkeit insgesamt in den letzten 15 Jahren leicht sank, verfestigte sich jedoch zeitgleich der Anteil an Langzeiterwerbslosen, wobei bestimmte Regionen, wie zum Beispiel die Städte der Ruhrmetropole, besonders stark von diesem Problem betroffen waren und es noch bis heute sind (Bundesagentur für Arbeit, 2019, o. S.). Aufgrund vielfältig bestehender Vermittlungs- und Arbeitshemmnisse fällt es Langzeiterwerbslosen häufig schwer, aus eigner Kraft zurück in den Arbeitsmarkt zu finden, weswegen in der Vergangenheit verschiedenste Anstrengungen unternommen wurden, um diese Gruppe speziell zu unterstützen. Hierunter fallen unter anderem die Intensivierung der Vermittlungshilfe, Fortbildungs- und Qualifikationsmaßnahmen, die Subventionierung von Arbeitgebern am ersten Arbeitsmarkt bei der Einstellung von Langzeiterwerbslosen sowie die Heranführung der Zielgruppe an das Arbeitsleben durch die Beschäftigung im öffentlichen Sektor (Kluve, 2013, S. 10).

Die vorliegende Arbeit untersucht die Wirkung dreier regionaler Modellprojekte zur Integration von Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt, die im Zeitraum zwischen dem ersten Januar 2018 und dem 31. Dezember 2019 in drei Städten innerhalb des Ruhrgebiets (NRW) durchgeführt wurden. Vorbereitende Beratungsgespräche, eine umfassende Vermittlungshilfe, arbeitsbegleitende Coachingmaßnahmen, die Akquise von Arbeitgebern sowie eine finanzielle Förderung der Arbeitgeber standen im Zentrum dieser Projekte. Für die Untersuchung wurden sowohl quantitative wie auch qualitative Erhebungen durchgeführt, in denen sich die Projektteilnehmenden, die Arbeitgeber sowie die Projektmitarbeitenden zu der Wirkung der einzelnen Maßnahmen äußerten. Es zeigte sich, dass besonders die individualisierte Fallarbeit sowie die Vermittlungshilfe über alle Projekte hinweg als besonders hilfreich empfunden wurden. Andere Aspekte, wie zum Beispiel die finanzielle Förderung der Arbeitgeber oder der Aspekt der freiwilligen Teilnahme zeigten zwar ebenfalls positive Effekte, wie groß die Wirkung war, lässt sich aufgrund unterschiedlicher Aussagen der Beteiligten jedoch nur schwer einschätzen. Bei weiteren Projektinterventionen, wie etwa dem arbeitsbegleitenden Coaching, der Arbeitgeberberatung oder der vorangehenden Teilnahme an einer Arbeitsgelegenheit, hing die Bewertung stark mit der Qualität und der spezifischen Ausgestaltung in den jeweiligen Projekten zusammen. Weiterhin zeigte sich, dass einzelne Gruppen stärker von den Projekten profitierten als andere, was besonders auf die unterschiedlichen arbeitsbezogenen Einstellungen und den Lebensweisen innerhalb der Gruppen zurückzuführen ist. In diesem Zusammenhang scheint die Grundstruktur der Projekte zu schablonenhaft konzipiert gewesen zu sein, um den heterogenen Bedürfnissen aller teilnehmenden Erwerbslosen gleichsam gerecht werden zu können.

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