Feminismus in postsäkularen Zeiten

Das Verhältnis von Feminismus, Religion, Säkularisierung und Säkularismus wird seit einiger Zeit neu ausgelotet (Braidotti et al. 2014; Reilly 2017). Problematisiert wird, dass religiöse Subjekte im öffentlichen Raum nicht trotz seiner säkularen Verfasstheit, sondern als deren Effekt kulturalisiert und rassifiziert werden. Gleichzeitig wird aus postkolonialer Perspektive das emanzipative Potenzial von Religion betont (Deo 2018). Aus feministischer Sicht sind Säkularisierung, also die institutionelle Trennung von Staat und Religion, und Säkularismus, verstanden als Loslösung politischer Entscheidungsgrundlagen von religiösen Legitimationskriterien, aber unabdingbare Voraussetzungen geschlechtergerechter Verhältnisse. In der Folge stellt sich die Frage, inwiefern die säkulare Epistemik feministischen Denkens einer Revision bedarf und Religion als feministische Ressource in Betracht kommt. Diese theoretische Frage wird überall dort praktisch, wo es um Möglichkeiten weltweiter Zusammenarbeit für Geschlechterrechte geht (Scheele/Roth/Winkel 2022).
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