It's not the message, it's the sender! An integrative approach to investigate incivility in online political discussions from the perspective of social perception

Das Internet hat unser Leben in vielerlei Hinsicht verändert. Auch der politische Diskurs ist in großen Teilen in den digitalen Raum gerückt. Obwohl das Internet viele neue Möglichkeiten für politische Partizipation bietet, hat der Online-Diskurs auch seine Schattenseiten. Vor allem inziviles Kommunikationsverhalten in Online-Diskussionen hat viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und in der Forschung erlangt. Die Folgen von Inzivilität sind allerdings schwer abzuschätzen, da sich inziviles Kommunikationsverhalten in sehr unterschiedlicher Form manifestieren kann und es sehr subjektiv ist, welche Diskussionsbeiträge als inzivil betrachtet werden. Deshalb ist es wichtig Wege zu finden, um Inzivilität auf einer perzeptuellen Ebene zu untersuchen. Letztendlich ist Inzivilität nicht nur das Merkmal einer Nachricht, sondern Menschen machen sich vermutlich auch ein Bild von der Person hinter der Nachricht. Ziele der vorliegenden Dissertation ist es daher einen Ansatz zu entwickeln, wie Inzivilität aus einer sozialen Perspektive beleuchtet werden kann. Nur so können wir verstehen, warum Inzivilität negative Folgen für die Dynamiken einer Diskussion und auch für die Rezipierenden selbst haben kann. Auch kann auf diese Weise exploriert werden, ob verschiedene Formen von Inzivilität unterschiedliche Auswirkungen auf die soziale Perzeption haben. Da Attributionstheorien erklären, wie Menschen das Verhalten anderer interpretieren, baut die vorliegende Dissertation insbesondere auf diesem Ansatz auf und integriert diesen in einen breiteren theoretischen Rahmen.

In Studie I wurde zunächst anhand qualitativer und quantitativer Daten untersucht, welche Motive Menschen haben, inzivile Nachrichten zu schreiben und wie diese sich zwischen verschiedenen Typen von Inzivilität unterscheiden. Die Ergebnisse zeigten, dass insbesondere zwei Arten von Diskussionsmotiven die Nutzung von Inzivilität begünstigen: aggressive Diskussionsmotive und das Motiv vorangegangene Normverletzungen zu konterkarieren. Allerdings führte nur das Vorhandensein von aggressiven Diskussionsmotiven zu häufigem inzivilen Kommunikationsverhalten.

Studie II hat anschließend auf der Grundlage von Annahmen über kooperative Kommunikation und Attributionsprozesse beleuchtet in welchem Maße verschiedene Typen von Inzivilität die Bewertung des kommunikativen Verhaltens beeinflussen. Dazu wurde für fünf verschiedene Typen von Inzivilität untersucht, wie sich die Attributionen der Rezipierenden über (1) Diskussionsabsichten, (2) tolerierbare politische Ansichten und (3) Diskussionsfähigkeiten des Absenders unterscheiden. Tatsächlich zeigte sich, dass hier signifikante Unterschiede gefunden werden können, die es erlauben Inzivilität auf einer perzeptuellen Ebene zu kategorisieren. Vor allem respektloses Diskussionsverhalten hat negative Attributionen auf allen drei Ebenen hervorgerufen. Allerdings konnte nur im geringen Maße festgestellt werden, dass die verschiedenen Typen von Inzivilität das Diskussionsverhalten der Rezipierenden negativ beeinflussen.

Da insbesondere respektloses Diskussionsverhalten negative Attributionen hinsichtlich kooperativer Kommunikation ausgelöst hatte, wurde in Studie III und IV untersucht, inwieweit die Attribution von aggressiven Diskussionsmotiven eine Rolle für die Verarbeitung inziviler Kommentare spielt. Es zeigte sich, dass Menschen inzivilem Diskussionsverhalten in der Form von Respektlosigkeit ein hohes Maß an aggressiven Diskussionsmotiven zuschreiben. In Studie III zeigte sich zudem, dass dieses Muster in einer generellen negativen Bewertung des Senders resultierte. Dies führte wiederum dazu, dass Menschen weniger gewillt waren an der Diskussion teilzunehmen.

In Studie IV konnte zusätzlich gezeigt werden, dass die Zuschreibung von aggressiven Diskussionsmotiven die eigenen aggressiven Antwortintentionen der Rezipierenden erhöht hat. Nur wenn sie solche Intentionen hatten, war es wahrscheinlicher, dass sie selbst in einer inzivilen Art und Weise geantwortet haben. Ob sie solche Intentionen entwickelten, war auch von ihren positiven und negativen Emotionen abhängig.

Sowohl in Studie III als auch in Studie IV wurde zudem untersucht, wie die Verarbeitung von Inzivilität durch gegensätzliche Positionen beeinflusst wird. In beiden Studien zeigte sich, dass Menschen bei Person mit einer entgegengesetzten Meinung negativere Attributionen vornahmen als bei gleichgesinnten Personen. Allerdings konnte in Studie III festgestellt werden, dass dieser Effekt unabhängig vom Vorhandensein von Inzivilität auftrat.

Durch die Ergebnisse der vier Studien konnte ein Modell entwickelt werden, das beschreibt, wie Menschen Inzivilität von einer sozialen Perspektive verarbeiten und wie dies ihr eigenes Diskussionsverhalten beeinflussen kann. Die Annahme, dass Inzivilität auch auf einer sozialen Ebene verarbeitet wird, konnte so gestützt werden. Auch zeigte sich, dass insbesondere Attributionstheorien ein vielversprechender Ansatz sind, sich dieser Perspektive weiter zu nähern.

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