Identifizierung von Risikoparametern bei intraventrikulärer Hirnblutung unter besonderer Berücksichtigung des zerebralen Blutflusses

Die intraventrikuläre Hirnblutung (IVH) ist eine der Hauptursachen für die Entwicklung einer Zerebralparese bei Frühgeborenen. Ihren Ursprung hat die IVH in der germinalen Matrix, einem Gebiet, von dem neuronale Vorläuferzellen ausgehen und das von fragilen unreifen Kapillaren durchzogen ist. Die germinale Matrix liegt im Bereich des Ventrikelsystems des frühkindlichen Gehirns oberhalb des Nucleus caudatus. Um der Entwicklung einer IVH vorzubeugen, müssen die Risikofaktoren, die zur Blutung führen erkannt werden.

In der vorliegenden Arbeit wurden von 265 Frühgeborenen der Gestationswochen 23 bis 30 (136 mit IVH, 129 ohne IVH) aus zwei Universitätskliniken retrospektiv die perinatalen Parameter, die Einfluss auf das Auftreten einer Hirnblutung haben könnten, erhoben und analysiert. Mithilfe eines mathematischen Modells, das von der Forschungsgruppe für Zerebralparese und Kinderneuroorthopädie der TU München entwickelt wurde, wurde der frühkindliche zerebrale Blutfluss (CBF) in Abhängigkeit unterschiedlicher klinischer Parameter berechnet.

Mehr als 70 % der Frühgeborenen mit IVH wurden vor der Gestationswoche 28 geboren. Bei 29,41 % wurde die IVH am dritten Lebenstag diagnostiziert. Höhergradige Hirnblutungen kamen gehäuft in niedrigen Gestationswochen vor: 67,86 % der Grad III-IV Hirnblutungen traten in Woche 23-26 auf. Präeklampsie wurde in der Risikogruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe seltener festgestellt (5,15 % versus 16,28 %). Die retrospektive Analyse zeigte, dass die Patient*innen mit IVH häufiger vaginal entbunden wurden. Der 1‘- und 5‘-Minuten APGAR-Wert war bei Patient*innen mit IVH niedriger im Vergleich zur Kontrollgruppe. In der Risikogruppe wurden vor IVH statistisch signifikant niedrigere MAD- (mittlerer arterieller Druck), SaO2- (arterielle Sauerstoffsättigung), Hämatokrit-, Thrombozytenzahl- und pH-Werte im Vergleich zur Kontrollgruppe gemessen. Patient*innen mit IVH hatten statistisch signifikant höhere pCO2-Werte (Kohlendioxidpartialdruck) im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Fluktuationen des CBF (berechnet mittels der mittleren absoluten Abweichung des CBF) waren in der Risikogruppe signifikant stärker ausgeprägt.

Zusammenfassend wurden insbesondere Hypotension und Hyperkapnie, CBF-Fluktuationen, niedriger 1‘ oder 5‘ Minuten APGAR-Wert, sowie Thrombozytopenie, niedriger Hämatokrit, niedriger pH-Wert und geringe arterielle Sauerstoffsättigung als wesentliche Risikofaktoren, die in Zusammenhang mit einer Hirnblutung stehen, identifiziert.

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