Inzidenz und Komplikationen von Kanülenwechseln bei langzeittracheostomierten Patienten : eine prospektive Beobachtungsstudie

Im Rahmen dieser prospektiven monozentrischen Beobachtungsstudie wurden die Inzidenz und Komplikationen bei Trachealkanülenwechseln bei langzeittracheostomierten Patienten mit Rückenmarkverletzungen untersucht. Die Studie wurde von September 2016 bis September 2017 im Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum durchgeführt. Hierbei wurden Daten von 49 Patienten mit einer Tracheostomie in der Chirurgischen Klinik und der Abteilung für Rückenmarkverletzte erfasst – unabhängig davon, wann das Tracheostoma angelegt wurde.

Innerhalb von 3191 Beobachtungstagen kam es zu 149 Kanülenwechsel. Die Inzidenz dringlicher Kanülenwechsel betrug 2,10 pro 100 Beobachtungstage. Innerhalb der ersten acht Wochen nach der Tracheostomie lag der Wert bei vier pro 100 Beobachtungstage, danach bei weniger als zwei. Insgesamt traten bei 12 % der Wechsel mechanische Probleme und bei 8 % Zustandsverschlechterungen des Patienten auf. Es konnten 0,97 akzidentelle Dekanülierungen pro 100 Beobachtungstage dokumentiert werden. Eine Rekanülierung war in diesen Fällen zu 29 % mit mechanischen Komplikationen und zu 16 % mit Patientenzustandsverschlechterungen vergesellschaftet. Ein frühzeitiger Kanülenwechsel, ein großer Halsumfang, ein niedriges Alter, ein niedriges Körpergewicht und dringliche Kanülenwechsel wurden als Risikofaktoren für mechanische Probleme identifiziert. Ein frühzeitiger Kanülenwechsel, ein niedriges Körpergewicht und ein großer Halsumfang konnten zusätzlich als Risikofaktoren für Verschlechterungen des Patientenzustandes herausgearbeitet werden.

Die Befunde belegen die Häufigkeit akzidenteller Dekanülierungen und dringlicher Kanülenwechsel und damit verbundener mechanischer Probleme oder Patientenzustandsverschlechterungen. Ärzte und Pflegekräfte müssen selbst Wochen nach der Tracheostomie mit solchen schwerwiegenden Ereignissen rechnen. Für ein adäquates und schnelles Eingreifen benötigen sie Wissen und geeignete Ressourcen.

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