Väter und Söhne. Phantasmen nationalsozialistischer Propaganda und aktuelle Filmmotive

Affektiv aufgeladene Bilder der Auseinandersetzung zwischen „Vätern“ und „Söhnen“ spielen sowohl in nationalsozialistischen Propagandafilmen als auch in post- und antinazistischen Spielfilmen eine zentrale Rolle. In einem kleinen Forschungsprojekt untersuche ich die manifesten und latenten Brüche und Kontinuitäten solcher Bilder in verschiedenen Phasen der deutschen Geschichte. Am Beispiel des Propagandafilms Hitlerjunge Quex (D, 1933, Regie: Hans Steinhoff) und der aktuellen semidokumentarischen Kinder- und Jugendserie Der Krieg und ich (D/P/GB, 2019, Regie: Matthias Zirzow) werde ich hier zwei kurze Schlaglichter darauf werfen und über eine Analyse der geweckten szenischen Assoziationen zeigen, wie in Der Krieg und Ich neben der intendierten Verurteilung des Hitler-Regimes auch unerwartet Motive aus Hitlerjunge Quex anklingen. Ein sozialpsychologischer Erklärungsansatz hierfür kann das Fortleben autoritärer Haltungen als „Gefühlserbschaft“ des Nationalsozialismus sein. Unerwarteterweise bedienen die aktuellen Filme aber eher die Stimmung eines „konservativ-autoritären“, die nationalsozialistischen die eines „rebellisch-autoritären“ Charakters.

Die Außergewöhnlichkeit der erzählten Taten und Ereignisse im Leben der Neurologin Beaumanoir bedingt eine zunächst unerwartete und unzeitgemäß erscheinende Form der Darstellung: Das Versepos wirkt nicht nur – so hat es die Literaturkritik unisono herausgestellt – in der heutigen Zeit wahlweise anachronistisch oder antiquiert. Vor allem bricht der epische Gesang auf die heute hochbetagte Widerstandskämpferin mit den Erwartungen an ein seit der Antike ausschließlich männlich kodiertes Gattungsmuster. Erzählt das Epos traditionell „von den Taten der Herrscher und Feldherrn und von leidvollen Kriegen“ (Horaz: Ars Poetica, V. 73f.), greift Webers Verserzählung aus der Mitte der verheerenden Kriege des 20. Jahrhunderts die Lebensgeschichte einer bemerkenswerten Frau heraus, besingt die Biografie einer von der Historiografie bis dato Unbeachteten anstelle eines vielgerühmten, männlichen Heros.

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