Moritz Baßler und Florian Kessler über „Der Neue Midcult” : Moderiert von Hanna Engelmeier

Im vergangenen September sprach Moritz Baßler im Rahmen der Konferenz „Unterstellte Leseschaften“ erstmals von dem „Neuen Midcult“. Seine Thesen zu der Entstehung neuer Lektürepraktiken und ästhetischer Kriterien in der Gegenwartsliteratur formulierte er in einem Essay aus, den er der POP-Zeitschrift zur Verfügung stellte (ein Abstract lesen Sie hier auf dem KWI-Blog). Baßlers Thesen wurden im Folgenden kontrovers diskutiert. Marie Schmidt ging in der Süddeutschen Zeitung insbesondere auf den Teil des Essays ein, der sich mit Olivia Wenzels Roman 1000 Serpentinen Angst beschäftigt. Baßler würde hier eine „sich eben erst Ausdruck verschaffende Literatur“ nivellieren, in der sich bislang marginalisierte Gruppen (in diesem Fall eine junge Frau of colour aus Ostdeutschland) gegenüber bislang wenig in Frage gestellten Ästhetiken behaupteten würden. Baßler selbst vertiefte im Gespräch mit Jan Wiele in der FAZ ein paar Tage später die Befunde seines Essays, derweil setzte sich insbesondere in Sozialen Medien die Diskussion ebenfalls fort. Besonders prononciert hatte sich schon kurz nach der Publikation von „Der neue Midcult“ Florian Kessler, Lektor im Hanser Verlag, geäußert, der seinen hier verlinkten Thread auch noch einmal in einem Beitrag für die Tageszeitung ausarbeitete. Kessler paraphrasiert Baßler so: „Alle diese Identitätsbubbles [in der Gegenwartsliteratur] täten letztlich nur so, als ob sie sich mit schwierigen Fragen und Formen auseinandersetzten. Die eigene Weltanschauung Herausforderndes käme aber literarisch schlicht nicht vor bei den ‚Themen und Problemen, für die sich die partikularen Gruppen interessieren (loss, trauma, abuse, Misogynie, Rassismus, Kapitalismus, Flucht)‘ – alles stets zum Wohlfühlen ‚in der richtigen Weise und vor allem: von den richtigen Autorinnen!‘ Uff. Was für Sätze, darauf einen Schnaps.“ Einen Schnaps konnten wir den beiden nicht anbieten, aber zumindest, ihre konträren Standpunkte noch einmal persönlich zu diskutieren. Um möglichst schnell reagieren zu können, zeichneten wir zu diesem Zweck einen Zoom-Video-Gespräch auf, das Sie sich an dieser Stelle anschauen können.

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