Notfall- und Elektivoperationen nach Lebertransplantation : Inzidenz, Morbidität und Mortalität

Die Transplantation solider Organe gilt als die effektivste Behandlungsmethode für eine fortgeschrittene Organinsuffizienz. Daher steigt die Zahl der Transplantationen stetig an. 2015 betrug die Zahl der Transplantationen weltweit 126.670. Die Lebertransplantation (LTx) ist in Deutschland mit durchschnittlich jährlich 990 Fällen (2011–2016) die zweithäufigste Transplantation solider Organe. Die weltweit steigenden Fallzahlen und die inzwischen guten Langzeit-Überlebensraten der Transplantpatienten erhöhen die Zahl der Klinikaufenthalte sowie der Elektiv- und Notfall-Operationen (OPs) bei dieser Klientel. Die Datenlage in der aktuellen Literatur hinsichtlich Risikofaktoren, Morbidität und Mortalität unter Elektiv- und Notfallbedingungen von viszeralenchirurgischen OPs bei LTx-Patienten ist dünn. Mit dieser Arbeit sollten Fragestellungen hinsichtlich der Komplikationsraten, Prognosefaktoren und des Managements im Hinblick auf die Dringlichkeit (Notfall- vs. Elektiv-OPs) bei diesem Patientenkollektiv bearbeitet werden.

Im Zeitraum von Januar 2005 bis Juni 2015 wurden am Universitätsklinikum Essen insgesamt 1273 Patienten lebertransplantiert. In der Follow-up-Periode unterzogen sich 71 Patienten einer viszeralchirurgischen OP. Davon wurden 12 Patienten als Notfall operiert, 59 Patienten erhielten einen elektiven Eingriff.

Als potenzielle Risikofaktoren für das Auftreten von Komplikationen wurden das Alter, das Geschlecht, der Body-Mass-Index, der präoperative MELD-Score (Model for End-Stage Liver Disease) sowie zahlreiche anderen Faktoren wie Laborparameter analysiert. In beiden Subgruppen zeigte lediglich der präoperative MELD-Score einen signifikanten Einfluss auf die postoperative Morbidität und Mortalität.

Die Daten belegen, dass bei LTx-Patienten eine OP unter Notfallbedingungen insbesondere bei einem schlechten präoperativen MELD-Score (bei MELD-Score > 12) nur unter strenger Indikationsstellung durchgeführt werden sollten. Bei dieser Patientenklientel ist primär eine konservative Therapie anzustreben. Unter Elektivbedingungen ist das Outcome unabhängig von der Schwere der viszeralchirurgischen Operation dagegen mit den Ergebnissen der Nicht-Transplantat-Gruppe vergleichbar.

Zitieren

Zitierform:
Zitierform konnte nicht geladen werden.

Rechte

Nutzung und Vervielfältigung:
Alle Rechte vorbehalten