It’s a private matter! Empirical investigations of psychological mechanisms underlying online self-disclosure and privacy protection

Ein wesentlicher Teil des menschlichen Lebens wird heutzutage durch die Nutzung des Internets geprägt. Die Nutzung von Online-Diensten und die Preisgabe persönlicher Informationen sind allerdings mit erheblichen Privatheitsrisiken verbunden. Daher ist es von immenser Bedeutung, dass Wissenschaftler*innen die psychologischen Mechanismen, die der Selbstoffenbarung und dem Privatheitsschutz zugrunde liegen verstehen, um wirksame Schutzmöglichkeiten entwickeln zu können. Die vorliegende Dissertation nähert sich dem Bereich des Online-Datenschutzes mit dem Ziel, einen vielversprechenden theoretischen Rahmen (den Privacy Calculus) besser zu verstehen und die Forschung zum Schutz der Privatsphäre und zur Verbesserung der Transparenz weiter voranzutreiben. Dieser Privacy Calculus geht davon aus, dass Menschen Risiken und Nutzen vor der Datenpreisgabe abwägen. Vier quantitative Studien zielen darauf ab diesen Ansatz durch Privatheitsschutzintentionen zu erweitern und zu untersuchen, wie die Schaffung von Transparenz den Prozess der Abwägung von Risiken und Nutzen beeinflussen könnte.

Studie I übernahm ein kontextuelles Verständnis von Privatheit und erweiterte den Privacy Calculus durch einen Wunsch nach mehr Privatheitsschutz sowie die Intention, ein privatheitsschützendes Tool zu nutzen. Die Ergebnisse zeigten, dass während die Datenpreisgabe kontextabhängig war, der Wunsch der Teilnehmenden nach mehr Privatheitschutz sowie ihre Intention, das Tool zu nutzen, unabhängig von bestimmten Websites waren. Allerdings scheint der Rahmen des Privacy Calculus geeignet zu sein, sowohl die Datenpreisgabe als auch den Privatheitsschutz zu untersuchen, wobei kontextuelle und kontextübergreifende Perspektiven kombiniert werden.

In Studie II wurde ein anderer Ansatz angewandt (die Protection Motivation Theory), der sich allerdings teilweise mit dem Privacy Calculus überschneidet. Die Theorie besagt, dass Menschen potenzielle Bedrohungen als ernst, als verhinderbar und eine Schutzreaktion als wirksam wahrnehmen müssen, damit sie Schutzverhalten an den Tag legen. Außerdem können Furchtappelle ein probates Mittel sein, um die Schutzmotivation zu erhöhen. Allerdings hatten die in Studie II gezeigten Warnmeldungen keinen Effekt auf die Schutzintention von Facebook-Nutzenden. Dennoch erwies sich die Theorie als geeignet, um Privatheitsverhaltensweisen zu untersuchen: wahrgenommene Privatheitsbedrohungen sowie der Glaube, dass Privatheitsschutz wirksam ist, sagten die Schutzbereitschaft vorher, während die Selbstoffenbarungsintention durch die Wahrnehmung von Vorteilen und Risiken sowie Selbstwirksamkeit vorhergesagt wurde.

Studie III nahm eine situative Perspektive von Privatheit ein und untersuchte den kognitiven Prozess, der dem Lesen von Datenschutzerklärungen zugrunde liegt und ob Internetnutzende von kurzen Datenschutzerklärungen profitieren würden, wenn sie sich auf Websites anmelden. Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmenden in der Tat davon profitierten, eine kurze Datenschutzerklärung zu sehen. Sie wiesen ein höheres situatives Wissen auf, was zu einer realistischeren Wahrnehmung des Privatheitsniveaus der Situation führte. Dies wiederum beeinflusste die Wahrnehmung von Privatheitsrisiken und Vorteilen. Schließlich führte das Empfinden von mehr Vorteilen zu einer höheren Datenpreisgabe.

Studie IV konzentrierte sich schließlich auf den Abwägungsprozess des Privacy Calculus. Es wurde wieder eine situative Perspektive von Privatheit eingenommen, wobei diesmal allerdings drei verschiedene Situationen untersucht wurden, um inner-personelle Varianz zu erzeugen. Die Ergebnisse zeigten, dass während Unterschiede zwischen den Teilnehmenden durch unterschiedliche Wahrnehmungen der Vorteile aber auch Entscheidungsfindungsstile erklärt werden können, der innerpsychologische Abwägungsprozess stabil wirkte und Risiken und Vorteile sich gegenseitig überschreiben können. Darüber hinaus deuten die Befunde darauf hin, dass manche Personen eher rationale Privatheitsentscheidungen treffen, wohingegen andere zur intuitiven Datenpreisgabe tendieren. Daher sollte die grundlegende Idee des Privacy Calculus von gänzlich rationalen Privatheitsentscheidungen hinterfragt werden.
Durch diese vier Studien leistet die vorliegende Dissertation einen Beitrag zum Bereich der Privatheit im Internet, indem der Privacy Calculus sowie Privatheitsschutz in verschiedenen Kontexten und Situationen untersucht wurde, indem verschiedene technologische Möglichkeiten zur Erhöhung von Transparenz bei Nutzenden sowie deren Effekte erforscht wurden und indem der Privacy Calculus durch verschiedene Einflussfaktoren sowie die Untersuchung des innerpsychologischen Abwägungsprozesses erweitert wurde.

A substantial part of human life today is shaped by the use of the Internet. Using online services and disclosing personal information, however, entails substantial risks to people’s privacy. Therefore, it is of immense importance that researchers comprehend the psychological mechanisms underlying online self-disclosure and privacy protection to develop effective protection possibilities. The present dissertation approaches the field of online privacy with the aims to better understand a promising theoretical framework (i.e., the privacy calculus) and to forge ahead with research on privacy protection and transparency enhancement. This privacy calculus assumes people to weigh risks and benefits before self-disclosure. Four quantitative studies aim to expand this approach by privacy protective intentions and to examine how transparency enhancement could affect the process of weighing risks and benefits.
Study I adopted a contextual understanding of privacy and extended the privacy calculus approach by a desire for privacy protection and the intention to use a privacy protecting tool. The results revealed that whereas self-disclosure was context-dependent, participants’ desire for privacy protection and their intention to use the tool were independent of certain websites. However, the privacy calculus framework appears to be suitable to investigate both self-disclosure and privacy protection while combining contextual and cross-contextual perspectives.
In study II, a different approach (the protection motivation theory) was applied that partly overlaps with the privacy calculus. The theory predicts that people must perceive a potential threat as severe, as feasible to cope with, and a protective response as effective to engage in protective behaviors. Moreover, fear appeals can be an appropriate means to enhance protection motivation. However, the warning message shown in study II had no effects on Facebook users’ protection intention. Still, the theory proved valid to investigate people’s privacy behaviors: perceived privacy threats and thinking that privacy protection is effective predicted protection willingness, while self-disclosure intention was predicted by benefit perception, risk perception, and self-efficacy.
Study III adopted a situational perspective on privacy and examined the cognitive process that underlies reading privacy policies and whether Internet users would benefit from shorter privacy policies while registering on websites. Results showed that participants indeed greatly benefited from seeing a short privacy policy. They exhibited higher situational privacy knowledge which lead to a more realistic perception of the situation’s privacy level. This in turn affected the perception of privacy risks and benefits. Finally, perceiving higher benefits led to more self-disclosure.
Finally, study IV focused on the weighing process of the privacy calculus. Again, a situational perspective of privacy was adopted, however, this time examining three different situations to create within-person variance. The findings revealed that whereas differences between persons can be explained by differences in people’s benefit perceptions but also decision-making styles, the weighing process within persons was stable and risk and benefit perceptions can overwrite each other. Moreover, results implied that some people are more likely to make rational privacy decisions whereas others tend to self-disclose intuitively. Hence, the general privacy calculus notion of entirely rational privacy decisions has to be questioned.
By means of these four studies, the present dissertation contributed to the field of online privacy by investigating the privacy calculus and privacy protection in different contexts and situations, by exploring different technological means that could enhance transparency among users and effects of these mechanisms, and by expanding the privacy calculus by scrutinizing different impacting factors as well as the inner-psychological weighing process of risks and benefits.

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