Zum Verwechseln ähnlich. Praktiken liminaler Kreativität und die Produktion von Soundalikes.

„Zum Verwechseln ähnlich. Praktiken liminaler Kreativität und die Produktion von Soundalikes.“ befasst sich mit kreativen Schaffensprozessen in der Musikwirtschaft, in denen Musik produziert wird, die bereits existierenden Musikstücken zum Verwechseln ähnlich klingen soll. Als Soundalikes sind diese Produktionen musikalischer Ähnlichkeit im Feld der Auftrags- sowie Produktionsmusik für Film- und Medien bekannt. Die Studie wendet qualitative Methoden an und analysiert narrative Interviews mit Beteiligten an Produktionsprozessen, Beobachtungen und Archivmaterial wie Gerichtsurteile, um Praktiken herauszuarbeiten, die bei der Produktion und Bewertung musikalischer Ähnlichkeit eine Rolle spielen. Mit dem Spezialfall des Soundalikes nehme ich auf Forschung Bezug, die sich mit der Herstellung von Einzigartigkeiten befasst, und greife die Diskussion auf, dass Produkte in der Kreativwirtschaft nicht nur neu, sondern ebenso in gewisser Weise bekannt erscheinen müssen. Ich fokussiere den zumeist vernachlässigten Anteil der Herstellung des Bekannten in Kreativprozessen, wie musikalische Ähnlichkeit entsteht und welchen Unsicherheiten beteiligte Akteurinnen begegnen.

In meiner Arbeit argumentiere ich, dass nicht alleine die Produktion von Einzigartigkeit, sondern auch die Produktion von Ähnlichkeit zum kreativen Alltag der Kreativwirtschaft gehört. Anstelle einer Kreativität, die sich der Herstellung unsicherer Neuheit widmet, beobachte ich in diesen Prozessen eine an unsicheren Grenzziehungen ausgerichtete Kreativität, die ich als liminale Kreativität beschreibe. Beteiligte an diesen Similarisierungen sind mit ästhetischen, rechtlichen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Unsicherheiten konfrontiert. Mit Hilfe kollaborativer Praktiken von annähern und entfernen stellen die Akteurinnen Versionen von Referenzen her und organisieren dabei Kombinationen kleinster Transformationen, ohne die insbesondere urheberrechtlichen Unsicherheiten letztendlich auflösen zu können. Ich lenke die Aufmerksamkeit auf die andauernde Unsicherheit und Liminalität, der sich Produktionen und Produzentinnen musikalischer Ähnlichkeit gegenübersehen, und erschließe diese Problematik für Forschung zur Organisation von Kreativität, Kreativität in der Musikwirtschaft und kreativer Arbeit in der Kultur- und Kreativwirtschaft.

"Confusingly similar. Practices of Liminal Creativity and the Production of Soundalikes." investigates creative processes in the music business producing music that sounds substantially similar to existing pieces of music. These productions of similarity are known as soundalikes in the field of commissioned and production music for film and media. In this study, I apply qualitative methods and analyze narrative interviews with involved actors in production processes, observations, and archive material like court verdicts to carve out practices of significance for the production and evaluation of musical similarity. By using this special case, I relate to research concerned with the fabrication of singularity and take on the discussion of how cultural products in the creative industries need to be new, but also somewhat familiar. I focus on the usually neglected creation of familiarity in musical creative processes, how musical similarity comes into existence, and which uncertainties involved actors encounter.

Within my dissertation, I argue that the production of singularity and the production of similarity are equally essential parts of the creative daily routine of actors in the creative industries. Rather than creativity purely oriented around uncertain novelty, I observe creativity oriented towards uncertain boundaries of similarity, which I label as liminal creativity. The actors partaking in similarizations encounter uncertainties regarding aesthetics and legality in addition to scientific and economic evaluations. Through the help of collaborative practices of approximating and distancing, the actors create versions of references and thereby organize combinations of minute transformations, without being able to disregard all ambiguity and particularly uncertainty regarding copyright completely. I draw attention to the continuous uncertainty and liminality productions and producers of musical similarity are confronted with and develop this issue for research on the organization of creativity, creativity in the music economy, and creative work in the creative industries.

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