Herzensangelegenheit : eine qualitative Studie zu Patientenfaktoren, die eine Überversorgung mit Herzkatheteruntersuchungen bei asymptomatischen Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung beeinflussen
Daten aus Europa und den USA zeigen, dass es eine Überversorgung von Herzkatheteruntersuchungen gibt. Diese Arbeit ist eine qualitative Studie zu Patientenfaktoren, die eine Überversorgung fördern oder hemmen können und behandelt zwei Fragen: 1) Was sind Gründe für asymptomatische Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung, sich einer Herzkatheteruntersuchung zu unterziehen?; 2) Was ist notwendig, um durch Patienteninformation dazu beizutragen, dass nicht-indizierte Herzkatheteruntersuchungen vermieden werden und das Verständnis für die Stufendiagnostik verbessert wird?
In dieser Studie wurden Interviews mit 25 symptomfreien Patienten mit einer KHK aus zwei Hausarztpraxen geführt. Die Interviews wurden mithilfe der Inhaltsanalyse nach Mayring analysiert. Sechs Faktoren konnten herausgearbeitet werden, die eine nicht-indizierte Herzkatheteruntersuchung bei asymptomatischen Patienten fördern bzw. verhindern können: (1) Unreflektierte Akzeptanz von Strukturen des Gesundheitssystems/Bequemlichkeit; (2) Desinteresse und/oder Mangel an krankheitsspezifischem Wissen; (3) Hilflosigkeit in Konfliktsituationen; (4) Ängste; (5) Arzt-Patient-Beziehung; (6) Fehlende Besserung des Gesundheitszustands nach wiederholten Eingriffen.
Um den Krankheitsverlauf von asymptomatischen Patienten positiv zu beeinflussen, wird aufgrund der Ergebnisse dieser Arbeit empfohlen, dass Ärzte mit Blick auf das Modell des Shared Decision Makings eine strukturierte, individuelle Aufklärung der Patienten vornehmen. Dabei sollte die (Laien-)Sprache der Patienten übernommen werden, um den Patienten Fachwissen verständlich vermitteln zu können. Die positive Auseinandersetzung des Patienten mit seiner Erkrankung kann einen Beitrag zur Eingrenzung einer Überversorgung mit Herzkatheteruntersuchungen leisten.