Pandemie // Corona, postkolonialer Feminismus und Necropolitics in Indien

Mangelernährung, Hunger und gravierende Einkommensausfälle durch die Corona-Pandemie-Maßnahmen der indischen Regierung betreffen vor allem arme Frauen*, die durch intersektionale Geschlechter-, Klassen- und Kastenverhältnisse benachteiligt sind. Am 23. März 2020 hat der indische Premierminister Narendra Modi zur Bekämpfung der Coronapandemie nicht nur die Schließung aller Unternehmen, Schulen und Universitäten, sondern auch eine 21-tägige strikte Ausgangssperre für die 1,3 Milliarden Inder*innen erlassen.

Bereits am 26. März 2020 prognostizierte die feministische Entwicklungsforscherin Nitya Rao, dass Frauen* und Arbeitsmigrant*innen die Hauptlast der Pandemiefolgen tragen werden. Erstens müssten insbesondere Frauen* mehrheitlich die Verantwortlichkeiten für Einkauf und Zubereitung von Lebensmitteln schultern – sie sind es, die an Geschäften anstehen, um rationierte Grundnahrungsmittel wie Reis, Dal, Öl und Zucker zu besorgen. Zweitens wirke sich das fehlende Einkommen aufgrund geschlossener Märkte, unterbrochener Lieferketten, verschobener Aussaat und Ernten sowie des Einbruchs landwirtschaftlicher Beschäftigungen hauptsächlich negativ auf die Ernährungssouveränität ländlicher Bevölkerungen aus und darunter nochmals in hohem Maße auf Frauen*. Dies sei umso bedrohlicher, da schon vor dem Ausbruch des Coronaviruses die Hälfte der indischen Bevölkerung nicht über Nahrungssicherheit verfügte und zudem laut dem „National Family Health Survey 2015–16“ mehr als 60 Prozent der Ärmsten, vor allem Dalitfrauen und Frauen* indigener Gemeinschaften (Adivasi) sowie deren Kinder, anämisch sind.

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