Raumkonstruktionen im Web 2.0 erkennen, bewerten und reflektieren : Über technische Möglichkeiten und soziale Praktiken im Umgang mit nutzergenerierten Webkarten

Die Herstellung und Nutzung von Karten hat sich mit der Verbreitung digitaler Medien sichtlich gewandelt. Während es in der Vergangenheit ausgebildete Experten waren, welche in Abhängigkeit struktureller Rahmenbedingungen über Zweck, Inhalte und Aussagen von Karten bestimmten, finden sich mit dem Einzug der Web 2.0-Kartographie vielfach komplexere und heterogenere Konstellationen bei der Herstellung kartographischer Bedeutungskonstruktionen. Damit ergeben sich auch veränderte Anforderungen an die Kartennutzer, den Ursprung sowie Vielfalt und Bandbreite räumlicher Repräsentationen zu hinterfragen. Die Debatte um die Konstruktion von Bedeutungen und Raumbildern durch Karten ist dabei grundsätzlich keine neue und wurde im akademischen Diskurs seit den 1980er Jahren durch die kritische Kartographie geprägt. Inzwischen gibt es einschlägige Ansätze, diese Erkenntnisse für den Alltag von Kartennutzern herunterzubrechen und den Gedanken der Dekonstruktion von Karten auch als Kompetenz im Rahmen von Bildungskontexten zu begreifen. Mit dem im Web 2.0 stattfindenden Wandel der Produktionsbedingungen von Karten stellt sich allerdings die Frage, inwieweit die Bausteine und Hintergrundannahmen einer kritischen Kartennutzung übernommen werden können oder aktualisiert werden müssen. Dabei gilt es nicht nur die wachsende Komplexität von Herstellungskontexten und Autorenschaften zu beachten, sondern auch zu ergründen, durch welche Mechanismen bei der Vermischung von Laien- und Expertenkulturen Vertrauen und Glaubwürdigkeit hergestellt werden. Hier setzt die vorlegende Arbeit an und geht der Frage nach, welche Aspekte und Praktiken einer alltäglichen Webnutzung sich im Hinterfragen von Web 2.0-Karten wiederfinden. Im Zentrum steht dabei die Hypothese, dass Erfahrungen und Praktiken der Auseinandersetzung mit nutzergenerierten Webinhalten Anknüpfungspunkte liefern, den Konstruktionscharakter von Karten zu hinterfragen. Im Ergebnis stellt die Auseinandersetzung mit dem Thema heraus, wie wichtig es ist, kritisches Bewusstsein für nutzergenerierte Inhalte aufzugreifen, eine differenzierende Betrachtung heterogener Herstellungskontexte und Machtkonstellationen zu fördern, und somit Bedeutungskonstruktionen durch jede Art von Karten erkennbar zu machen. Hier erweitert die Arbeit Annahmen bestehender Kartenkompetenzmodelle um Kompetenzbausteine, welche die Besonderheiten von Geokommunikation im Web 2.0 in höherem Maße berücksichtigen.

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