Survivorship-Untersuchung bei multimodal behandelten Lungenkarzinomen : endokrinologische, hämatologische, immunologische und pulmonologische Spättoxizitäten und konkurrierende Risiken zum Langzeitüberleben

Bösartige Lungenkarzinome (LC) gelten mit global ca. 2 Millionen Neuerkrankungen und ca. 1,7 Millionen krebsbedingten Todesfällen pro Jahr als die weltweit mit Abstand häufigste zum Tode führende, bösartige Tumorerkrankung [Global Burden of Disease Cancer Collaboration, 2018]. Bislang liegt das relative 5- bzw. 10-Jahres-Überleben in Deutschland für Männer aktuell nur bei 16% bzw. 12% und Frauen bei 21% bzw. 16% [Barnes et al., 2016]. Dennoch gibt es sogenannte „Krebs-Überlebende“, bei denen mittels einer multimodalen Therapie gute Überlebens-Verläufe zu beobachten sind. Auch zeigt sich ein vermehrtes Vorkommen von langzeitüberlebenden (LZÜ) Krebs-Patienten (≥5 Jahre nach Erstdiagnose überlebend), sogenannten „Krebs-Langzeit-Überlebenden“. Es wird geschätzt, dass es aktuell mehr als vier Millionen solcher Menschen in Deutschland gibt [Krebsinformationsdienst, 2018]. Hintergrund des hier vorgelegten Survivorship-Programms (SSP) von LC-Patienten war es, dass es gerade am Westdeutschen-Tumorzentrum (WTZ) Essen bedingt durch eine umfassende multimodale Therapieversorgung an LC erkrankter Tumorpatienten in den letzten Jahren zu immer mehr LZÜ gekommen ist (Cancer specific survival in dieser Gruppe auch nach 15 Jahren noch im Bereich von 90%). Bisher existieren leider in der Literatur noch zu wenige Daten über die Auswirkungen der Erstbehandlung auf die Gesundheit und die Bedeutung einer strukturierten Nachsorge solcher Patienten. Neben den Untersuchungen zur Häufigkeit des Langzeitüberlebens und zu späten Rezidiven bzw. Zweittumoren war des Weiteren das wesentliche Ziel des SSP, eine detaillierte Aufarbeitung von Langzeittoxizitäten bei identifizierbaren LZÜ durchzuführen. Während in der hier vorgelegten Dissertation die Langzeitnebenwirkungen auf Lunge, Endokrinologie, Stoffwechsel, Leber, Pankreas, Hämatopoese und immunologische Parameter im Fokus standen, befasste sich Nadjm in seiner Dissertation mit kardialen, renalen, vaskulären, neurologischen und psychomotorischen bzw. neurokognitiven Langzeitfolgen bei den gleichen Patienten [Nadjm, 2019]. Als Hauptrisiko konnte im Nachbeobachtungszeitraum die Entstehung von Zweit-Malignomen (41% nach 15 Jahren), insbesondere Zweit-LC (31% nach 15 Jahren) identifiziert werden. Als weiteres Ergebnis zeigte sich, dass die beobachteten Langzeittoxizitäten bei den Patienten trotz der intensiven multimodalen Behandlung eher als gering eingestuft werden können. Es könnte sinnvoll sein, gerade LC-LZÜ über den bisher empfohlenen Nachsorgezeitraum von 5 Jahren weiter intensiv nachzuuntersuchen (in der nationalen S3-Leitlinie zum Thema LC bereits erwähnt; [Leitlinienprogramm Onkologie, 2018]). Da dies bislang noch nicht die gängige Praxis in der Versorgung dieser Patienten ist und auch weil bislang zu wenig Daten über die Langzeitfolgen der multimodalen Therapie aus der Nachsorge solcher Patienten bekannt sind, stellen unsere erhobenen Daten des SSP eine wichtige ergänzende Information für alle Therapeuten dar, die an der Versorgung von LC-Patienten beteiligt sind.

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