Neues zu überhaupt und sowieso

GND
142205737
ORCID
0000-0002-9441-7661
LSF
48238
Affiliation
Fakultät für Geisteswissenschaften
Boonen, Ute K.;
GND
1164796410
Affiliation
Leibniz-Institut für Deutsche Sprache
Fisseni, Bernhard

In diesem Artikel untersuchen wir den Gebrauch von überhaupt und sowieso im Deutschen und Niederländischen. Die Wörter überhaupt und sowieso stammen ursprünglich aus dem Dt., werden aber gegenwärtig sowohl im Dt. als auch im Nl. sehr häufig verwendet, in der geschriebenen wie in der gesprochenen Sprache. Beide Wörter flektieren nicht und werden in der Regel als Adverbien oder Partikeln kategorisiert; sie können auch als Konnektoren fungieren.

Die Häufigkeit von Partikeln gilt als Besonderheit des Dt. und Nl., und die Beschreibung der Semantik und Pragmatik von Partikeln gilt allgemein als notorisch schwierige Herausforderung. Insbesondere die Entlehnung von Partikeln aus einer Sprache in die andere stellt für die Beschreibung dieser Lexeme einen interessanten Fall dar, da durch die Entlehnung ein Bedeutungswandel in der Zielsprache stattfinden kann (und auch nach der Entlehnung eine Bedeutungsänderung in der Ursprungssprache). Da es sich bei Dt. und Nl. um zwei nahverwandte Sprachen handelt, liefert der Vergleich Beobachtungen zu Feinheiten im jeweiligen Sprachsystem, die bei nicht so nah verwandten Sprachen nicht zum Tragen kämen. Auffällig sind beispielsweise Einschätzungen in Bezug auf Bedeutungsunterschiede: In einigen nl. Wörterbüchern werden überhaupt und sowieso nämlich als synonym beschrieben. Im Wörterbuch van Dale Synoniemen findet man unter dem Lemma „sowieso“ nur ein einziges Wort, nämlich „überhaupt“; andere Varianten wie toch (al), hoe dan ook werden nicht genannt. Beim Lemma überhaupt wiederum steht „sowieso, = helemaal, = beslist“. Auch auf der Webseite synoniemen.net, die allerdings nicht wissenschaftlich ausgerichtet ist, werden überhaupt und sowieso als synonym geführt.

Während in nl. Wörterbüchern also der Eindruck entsteht, dass überhaupt und sowieso synonym verwendet werden können, sind MuttersprachlerInnen des Dt. intuitiv überzeugt, dass überhaupt und sowieso verschieden sind. Es ist jedoch gar nicht so leicht zu erklären, in welchen Fällen man das eine Wort verwenden kann, das andere aber nicht, oder worin genau der Bedeutungsunterschied jeweils besteht.

This article investigates the use of überhaupt and sowieso in German and Dutch. These two words are frequently classified as particles, if only because of their pragmatic functions. The frequent use of particles is considered a specific trait common to German and Dutch, and the description of their semantics and pragmatics is notoriously difficult. It is unclear whether both particles have the same meaning in Dutch (where they are loanwords) and German, whether they can fulfil the same syntactic functions and to what extent the (semantic and pragmatic) functions of überhaupt und sowieso overlap. There has already been linguistic research on überhaupt and sowieso by Fisseni (2009) using the world-wide web and by Bruijnen and Sudhoff (2013) using the EUROPARL corpus. In the present study we critically evaluated the corpus study, integrating information on original utterance language and discussing the adequacy of this corpus. Moreover, we conducted an experimental survey collecting subjective-intuitive judgements in three dimensions, thus gathering more data on sparse and informal constructions. By using these complementary methods, we obtain a more nuanced picture of the use of überhaupt and sowieso in both languages: On the one hand, the data show where the use of both words is more similar and on the other hand, differences between the languages can also be discerned.

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