Pfeile zu Wörtern – Amazonen, Mütter und die Sprache des Patriarchats
Niemand hat die Klage darüber, dass mit der patriarchalen Sprache keine weibliche Stimme zu erheben ist, schöner gesungen als Ingeborg Bachmann in Malina. „Hier ist keine Frau“ und „es war Mord“ endet der Roman. Seit Anfang des Jahres diskutieren wir endlich wieder die Rolle der Sprache für eine gendergerechte Welt und den potenziellen Beitrag der Literatur. Bereits kurz vor und in der Folge der heftigen Angriffe gegen gendergerechte Sprache zum Weltfrauentag 2019 (vgl. Hartmann 2019) meldeten sich auch Autorinnen und Autoren zu Wort. Bis dahin schien das Thema in der aktuellen gesellschaftlichen und literarischen Debatte bestenfalls eine Nebenrolle zu spielen.
So postuliert Margarethe Stokowski in Die letzten Tage des Patriarchats (2018), dem derzeit vieldiskutierten Buch des deutschsprachigen Feminismus, den radikalen sozialen Wechsel jeder weiblichen Biografie „wenn man schwanger wird“. Mag die Formulierung auch als grammatikalisch korrekt das Lektorat passiert haben, treibt sie doch die ganze Absurdität des generischen Maskulinums auf die Spitze, als permanente Zumutung an Frauen, sich gemeint zu fühlen, wo sie sprachlich nicht repräsentiert werden – selbst, wenn das Maskulinum gar nicht existiert.
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