Der Einfluss einer cerebellären transkraniellen Gleichstromstimulation auf ein koordinatives Gleichgewichtstraining

Die therapeutischen und rehabilitativen Möglichkeiten von Patienten mit Erkrankungen des Kleinhirns sind bisher sehr begrenzt. Positive Effekte cerebellärer transkranieller Gleichstromstimulation auf verschiedene motorische Lernaufgaben konnten in der Vergangenheit mehrfach aufgezeigt werden. Hierbei handelte es sich weitestgehend um Adaptationsaufgaben. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Einfluss des Effekts cerebellärer transkranieller Gleichstromstimulation beim Neuerlernen einer motorischen Aufgabe zu untersuchen. Hierzu wurde bei 30 jungen gesunden Probanden das Erlernen einer komplexen Ganzkörper-Gleichgewichtsaufgabe an zwei aufeinanderfolgenden Tagen auf einer Plattform untersucht. Die Probanden wurden am ersten Tag pseudorandomisiert-doppelt verblindet gleichmäßig auf drei cerebelläre transkranielle Gleichstromstimulationsgruppen (anodal, kathodal, sham) verteilt. Am ersten Versuchstag wurden 16 Lerndurchgänge von je 30 Sekunden (ein Übungsdurchgang, 15 Durchgänge mit Stimulation) und am zweiten Tag zwei mal sieben Durchgänge durchgeführt (die ersten sieben ohne Stimulation, die zweiten sieben mit Stimulation: kathodal oder sham). Grundlage dieser Dissertation war die Annahme, dass anodale transkranielle Gleichstromstimulation das Gleichgewichtstraining fördert, während eine kathodale Stimulation inhibierend wirkt. Im Ergebnis zeigten die Probanden aller drei Stimulationsgruppen signifikante Lerneffekte. Jedoch unterschied sich die Lernrate der drei Stimulationsgruppen (anodal, kathodal, sham) weder am Tag 1 noch am Tag 2 signifikant. Dies wurde anhand der Betrachtung des mittleren Plattformwinkels und der mittleren Balancezeit ermittelt. Aus diesen Ergebnissen lässt sich schließen, dass cerebelläre transkranielle Gleichstromstimulation in dem gegebenen Versuchsdesign das Erlernen einer komplexen Ganzkörper-Gleichgewichtsaufgabe bei jungen gesunden Probanden nicht verbessert. Es bedarf weiterer Untersuchungen des Effekts der cerebellären transkraniellen Gleichstromstimulation auf ein komplexes Ganzkörper-Gleichgewichtstraining. Entsprechende Studien müssten an größeren Gruppen junger Probanden, bei älteren Probanden oder Patienten mit cerebellären Erkrankungen durchgeführt werden, um eventuell eine neue Rehabilitationsmethode der Kleinhirnfunktion zu etablieren.

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