Neuropsychologische Nebenwirkungen und Konditionierung subjektiv empfundener Nebenwirkungen nach Kurzzeiteinnahme von Cyclosporin A beim Menschen

Patienten nach Organtransplantation oder mit chronisch entzündlichen Erkrankungen sind in der Regel auf eine lebenslange Einnahme immunsuppressiver Medikamente angewiesen. Die Einnahme dieser Medikamente verursacht unerwünschte Nebenwirkungen, die zu einer eingeschränkten Lebensqualität der Patienten führen. In der vorliegenden Arbeit wurde in einer ersten Studie untersucht, ob eine kurzzeitige Einnahme des immunsuppressiven Medikaments Cyclosporin A (CsA) bei gesunden Probanden zu neuropsychologischen Veränderungen führt. N=30 gesunde männliche Probanden nahmen über drei Tage entweder CsA in einer Dosis von insgesamt 10mg/kg Körpergewicht oder aber ein Placebo ein. Vor und nach der letzten Einnahme von CsA wurden neuropsychologische Tests zur Aufmerksamkeits- und Arbeitsgedächtnisleistung durchgeführt. Im Ergebnis zeigte sich, dass die akute Einnahme von CsA keine negativen Auswirkungen auf die Aufmerksamkeits- und Arbeitsgedächtnisleistung hatte. Eine Reduktion insbesondere der unter Langzeiteinnahme von CsA auftretenden Nebenwirkungen ist im Hinblick auf eine Verbesserung der Lebensqualität der Patienten wünschenswert. Da periphere Immunfunktionen sowohl beim gesunden Menschen als auch beim Patienten klassisch konditioniert werden können, stellt die Implementierung von Konditionierungsprotokollen in bereits bestehende Medikationen eine vielversprechende supportive Therapieform dar. Unklar ist jedoch, ob neben der immunsuppressiven Wirkung des Medikaments ebenfalls die auftretenden Nebenwirkungen klassisch konditioniert werden. In einer zweiten Studie wurde daher untersucht, ob und in welchem Ausmaß subjektiv empfundene Nebenwirkungen bei Kurzzeitgabe von CsA konditioniert werden. Dazu erhielten N=68 gesunde männliche Probanden in der Akquisitionsphase über drei Tage entweder CsA als unkonditionierten Stimulus in einer Dosis von insgesamt 10mg/kg Körpergewicht oder ein Placebo. Zusätzlich nahmen die Teilnehmer gemeinsam mit den CsA- bzw. Placebo-Kapseln eine grün eingefärbte und mit Lavendelöl versetzte Erdbeermilch als konditionierten Stimulus ein. In der Evokationsphase erhielten die Probanden Placebo-Kapseln gemeinsam mit der grünen Erdbeermilch. Die Ergebnisse dokumentieren, dass die kurzzeitige Einnahme von CsA zwar subjektiv empfundene Nebenwirkungen hervorruft, diese Nebenwirkungen jedoch im Rahmen des Konditionierungsprotokolls nicht mit konditioniert werden. Diese Befunde unterstützen die potentielle klinische Relevanz von Konditionierungsprotokollen als supportive Therapieform für immunsuppressive pharmakologische Behandlungen.

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