Rahmenbedingungen diversitätsreflexiver Bildung im deutschen Schulsystem : Eine systematische Analyse der länderspezifischen Schulgesetzgebung unter besonderer Berücksichtigung differenz- und diskriminierungskritischer Aspekte

Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Diversität ist der Umgang mit Vielfalt im Bildungssystem bedeutsam. Im pädagogischen Diskurs fokussiert der Blick auf Diversität reflexiv Ungleichheits- und Diskriminierungsverhältnisse in einer von Migration, Klassen- Und Geschlechterverhältnissen gekennzeichneten Gesellschaft (Emmerich/Hormel 2013). In Bezug auf das Schulsystem geben die landesspezifischen Schulgesetze formaljuristisch die Umgangsformen mit Diversität vor. Rechtliche Vorgaben weisen dabei ambivalent nicht nur eine Gerechtigkeitsfunktion, sondern auch eine Herrschaftsfunktion auf, nach der kategorial differenzorientierte Ungleichheiten perpetuiert werden (Oberlies 2015). Gesetzestexte ordnen sich somit den hegemonialen Gesellschaftsmustern unter bzw. beteiligen sich an der stetigen Performanz vorhandener Differenzziehungen. Differenzen werden dabei verstanden als hierarchisch strukturierte, normierende und subjektivierende Differenzordnungen (Mecheril/Plößer 2011). Vor diesem Hintergrund untersucht die Arbeit diversitäts- und diskriminierungsbezogen die deutschen Schulgesetze dahingehend, welche (rechtlichen) Rahmenbedingungen sie für eine diversitätsreflexivve Bildung erzeugen. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, inwiefern sich länderspezifische Unterschiede markieren lassen. Differenzbezogen wird zudem geschaut, in welcher Weise und mit welchen Mechanismen soziale Ungleichheitsstrukturen transformiert bzw. (re-)produziert werden. Um die rechtlichen Rahmenbedingungen diversitätsreflexiver Bildung im deutschen Schulsystem zu ermitteln und zu problematisieren, werden die 16 bundesdeutschen Schulgesetze einer strukturierenden Qualitativen Inhaltsanalyse mit dem Instrument eines deduktiv-induktiv entwickelten Kategoriensystems unterzogen. So werden sowohl deskriptiv-statistische als auch inhaltlich-interpretative Aussagen zu den Fragestellungen getätigt. Um die länderspezifischen Differenzen zu ermitteln, wird anhand einer Clusteranalyse eine Typenbildung vorgenommen. Im Anschluss an die Darstellung der Ergebnisse der Untersuchung, bei der eine Dethematisierung von mehrdimensionaler, intersektionaler, institutioneller und struktureller Diskriminierung stattfand, offenbarte sich eine oftmals problematische und unsystematische bzw. uneinheitliche Implementation von Differenzkategorien. Im Ländervergleich wurden drei verschiedene Typen an Schulgesetzen („tendenziell traditionell“, „uneindeutig-gemischt“, „tendenziell progressiv“) ermittelt. Abschließend werden mögliche Impulse zur Implementation diversitätsreflexiver Aspekte angestellt und die Grenzen der Arbeit dargelegt.
In consequence of social diversity, dealing with diversity in the educational system is very important. In the pedagogical discourse, the view of diversity reflexively focuses on inequality and discrimination in a society marked by migration, class, and gender relations. With regard to the school system, the regulations in the different German states stipulate what practice in the context of diversity should look like in strictly legal terms. However, legal regulations are ambivalent: while they pursue justice and equality, they also perpetuate inequalities regarding certain categories of difference. The regulations thus reflect hegemonial patterns of society and even continuously reconfirm the existence of difference. Differences are understood as hierarchically structured, normative, and subjectivizing orders of difference. Using the lens of diversity and discrimination, the thesis examines the (legal) conditions that are shaped by legal regulations for an education that is reflective of diversity. Differences between the German states will also be examined. The thesis moreover analyzes how and with what mechanisms structural inequalities are changed or (re-)produced. To determine and problematize the legal conditions for an education that is reflective of diversity in the German school system, the school laws of the 16 German states are analyzed in a structuring qualitative content analysis using a deductively and inductively developed category system. This way, the research questions can be explored using both a descriptive quantitative and a content-interpretive approach. To determine differences between the states, a cluster analysis is used to identify different types. The presentation of the results of the study, which included the dethematization of multidimensional, intersectional, institutional, and structural discrimination, revealed that difference categories were often implemented in problematic and unsystematic or inconsistent implementation of difference categories. Three different types of school regulation (rather traditional, mixed-ambiguous, rather progressive) were identified based on the cluster analysis. The thesis closes with a discussion of possible impulses for the implementation of diversity-reflective aspects and the limitations of the research.

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