Hoppers Frauenfiguren und das Spiel mit dem ‚male gaze‘ im Film Shirley

Leere Räume, verschlossene Stadtansichten, vereinzelte Figuren – das ist es, was wir (vor allem) sehen, wenn wir die Gemälde von Edward Hopper betrachten. Bereits ein oberflächlicher Blick auf die Bilder zeigt zudem, dass es meist junge, hellhäutige, einander ähnelnde Frauenfiguren sind, die hier gezeigt werden, fast immer sind diese abgewandt oder mit gesenktem Gesicht und nicht selten leicht bekleidet oder nackt dargestellt, oftmals in Situationen und Momenten, die fremden Blicken eigentlich verborgen sind. In den Bildern ist dadurch eine starke Ambivalenz angelegt, weil die Frauenfiguren zum Anschauungsobjekt eines voyeuristischen Blicks werden. Für die Filmwissenschaft hat die feministische Filmtheoretikerin Laura Mulvey bereits 1975 das Verhältnis von repräsentativer weiblicher Figur einerseits und betrachtendem männlichem Blick andererseits analysiert und in diesem Zusammenhang den vielzitierten und -kritisierten Begriff male gaze eingeführt [1]. Gleichzeitig wird dieser voyeuristische Blick bei Hopper so präsent inszeniert, dass er mit einem Gefühl des Unbehagens beim Betrachten privater Szenen einhergeht und damit selbst zum Thema wird.
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