Strategien des Ressourcenmanagements : Erfassung von Kompetenzen und deren Bedeutung für den Studienerfolg

Akademisches Lernen stellt im Vergleich zu schulischem Lernen deutlich höhere Anforderungen an die Selbstregulation und die strategische Ausrichtung des Lernprozesses und stellt Erstsemesterstudierende damit vor kaum bekannte Herausforderungen. Betrachtet man hierzu die einschlägige Literatur, so werden zwei Punkte deutlich. Zum einen deuten Forschungsbefunde darauf hin, dass Ressourcenmanagementstrategien in diesem Kontext eine wichtige Rolle zukommt – und zwar in direkter als auch in vermittelnder Funktion. Zum anderen geht aus der einschlägi-gen Lernstrategieliteratur ein Mangel an Instrumenten hervor, die das Wissen über Ressourcenmanagementstrategien sowie die adäquate Umsetzung dieses Wissens valide und reliabel erfassen. Ein Punkt, der in diesem Zusammenhang häufig kritisch diskutiert wird, betrifft eine mangelnde Situationsspezifität der gängigen Lernstrategiefragebögen sowie die Nichtberücksichtigung qualitätsbezogener Anwendungsaspekte. Aus diesem Grund wird im Rahmen des Dissertationsvorhabens ein neues Instrument entwickelt und validiert. Das Instrument basiert auf dem Situational-Judgement-Ansatz und ermöglicht es, neben dem Strategiewissen auch qualitätsbezogene Defizite des Strategieeinsatzes in konkreten Studiensituationen zu erfassen. Beides zusammengefasst ermöglicht die Bildung eines Ressourcenmanagement-Kompetenzscores. Eine papierbasierte Version dieses Instruments zeigt eine gute psychometrische Qualität. Es lassen sich mittels konfirmatorischer Faktorenanalysen – neben einem Globalfaktor – die fünf ressourcenbezogenen Subfaktoren Zeitmanagement, Anstrengung, Motivationsregulation, Hilfesuchen und Gestaltung der Lernumgebung getrennt abbilden. Analysen zur konvergenten und diskriminanten Validität verweisen auf gegebene Konstruktvalidität. Auch in einer computerbasierten, adaptierten Version des Instruments kann die fünffaktorielle Struktur bestätigt werden. Zudem weist die fünffaktorielle Struktur starke Messinvarianz auf – und zwar im Vergleich zwischen zwei Studienfächern sowie im Längsschnitt über zwei Messzeitpunkte im ersten Studiensemester. In den im Rahmen des Dissertationsvorhabens durchgeführten Studien zeigt sich weiter, dass Faktoren des Ressourcenmanagements, erfasst mit dem neuen Instrument, Studienerfolgsindikatoren auch über kognitive Variablen hinaus signifikant vorhersagen können. Ein Gruppenvergleich zwischen Studienfächern mit unterschiedlichen Leistungsanforderungen im ersten Semester deutet zudem darauf hin, dass Faktoren des Ressourcenmanagements, unabhängig vom Studienfach, eine zentrale Rolle in der Vorhersage von Studienleistung zukommt. Darüber hinaus geht aus den durchgeführten Studien hervor, dass ausgewählte Faktoren des Ressourcenmanagements (Zeitmanagement, Anstrengung, Motivationsregulation) den Zusammenhang zwischen Gewissenhaftigkeit und Studienerfolg vermitteln. Dieser Prozess kommt für Anstrengung und Motivationsregulation allerdings nur zum Tragen, wenn eine hohe Ausprägung an Gewissenhaftigkeit vorliegt.

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