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Soziale Netzwerke bei Langzeitarbeitslosen

Im Februar 1995 erteilte das Arbeitsamt Duisburg der Forschungsgruppe Langzeitarbeitslosigkeit am Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung e.V. den Auftrag, eine Studie über soziale Netzwerke bei Langzeitarbeitslosen zu erstellen.

Mit der Verfestigung von Ausmaß und Formen der Arbeitslosigkeit gerieten einzelne Ursachen- und Folgenbündel immer mehr ins Blickfeld des öffentlichen und wissenschaftlichen Interesses. Die Forschergruppe hat im Laufe ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit häufig Belege dafür gefunden, daß viele Arbeitslose unter den wirtschaftlichen Folgen der Arbeitslosigkeit leiden, aber noch mehr von den psychosozialen Folgen belastet werden. Soziale Isolation, gesundheitliche Störungen und Drogenmißbrauch sind nur einige der möglichen Folgeprobleme, mit denen Arbeitslose konfrontiert sein können. Die Frage, welche Rolle soziale Netzwerke bei der Bewältigung der Folgen, vielleicht auch der Ursachen der Arbeitslosigkeit spielen, ist von großer Bedeutung für die betroffenen Individuen und für die ganze Gesellschaft.

Wer allein wegen fehlender Kontakte von Informationen über offene Stellen abgeschnitten ist, hat erheblich geringere Chancen, wieder einen Arbeitsplatz zu finden. Betriebe decken, das zeigt eine Reihe in- und ausländischer Studien, mindestens 40,0% ihres Arbeitskräftebedarfs über informelle Wege, vor allem über persönliche Kontakte. Sollte also Arbeitslosigkeit die Entstehung sozialer Isolation begünstigen, dann wächst die Gefahr, daß den Betroffenen die Berufswelt aufgrund ihrer Vereinzelung dauerhaft verschlossen bleibt, vor allem dann, wenn gleichzeitig das Angebot an offenen Stellen zurückgeht und sich damit auch das berufliche Chancenspektrum von Langzeitarbeitslosen verringert. Die gesellschafts- und sozialpolitische Brisanz des Themas liegt also auf der Hand. Um so überraschender ist es, daß weder Öffentlichkeit noch Wissenschaft dieser Themenstellung bisher genügend Aufmerksamkeit gewidmet haben.

Die vorliegende Studie soll deshalb Einsichten in die Wirkungsweise von Netzwerken vermitteln und damit ermöglichen, präventive Maßnahmen zur Begrenzung des psychischen, finanziellen und sozialen Schadens zu entwickeln.

Um den Sachverhalt zu klären, hat die Forschungsgruppe das soziale Beziehungsnetz von Arbeitslosen und von Teilnehmern an Reintegrationsmaßnahmen des Arbeitsamtes Duisburg untersucht. Veränderungen innerhalb des sozialen Netzwerks sollten Aufschluß darüber geben, ob sich bei Beginn der Arbeitslosigkeit bzw. Verbleib in der Arbeitslosigkeit das Beziehungsgeflecht quantitativ und qualitativ verschlechtert und ob es sich bei Eintritt in den zweiten Arbeitsmarkt verbessert. Schließlich werden in dieser Studie Duisburger Arbeitslosentreffs, die Betroffenen offenstehen und ihrer sozialen Isolation entgegenwirken sollen, auf ihre Funktionalität überprüft.

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